Bühne, Hangout, Büro: Bahnbogen, bewohnbar gemacht, Foto: Robert Winter

Hüttenstraße revisited

Das Cityleaks-Festival eröffnet sein »Reallabor« in Ehrenfeld

Mit der Street Art ist es kompliziert. Wenn Murals und Graffiti längst für Werbung oder Product Placements benutzt werden können, muss man sich halt andere Wege suchen, um in den öffentlichen Raum zu intervenieren. Das Cityleaks-Festival ist dafür unter die Schreiner*innen gegangen. Schon vor zwei Jahren haben die Organisator*innen drei Bahnbögen in der Hüttenstraße in Ehrenfeld mit Holzmobiliar ausgestattet, das als Bühne, Hangout oder Büro diente. Eigentlich sollten diese Installationen temporär sein, aber nach dem Cityleaks-Festival 2019 blieben sie einfach stehen und verschwanden wieder hinter den Bauzäunen, die seit Jahren charakteristisch für die Ehrenfelder Bahnbögen sind.

Gute Voraussetzungen also, um 2021 erneut in die Hüttenstraße zurückzukehren und dort bis Ende Juni ein »Reallabor« für die weitere Entwicklung der Bögen und ihrer Umgebung zu veranstalten. »Wie können Leerstand oder Brachen in Orte für die Gemeinschaft transformiert werden?«, fragt das Team von Cityleaks. Die Antworten darauf sucht es mit einem vielfältigen Programm, das auf verschiedene Formen der Partizipation setzt. In die Bögen selbst sollen temporäre Werkstätten einziehen und somit den Charakter der Gegend wiederherstellen, die bis in die 90er Jahre von kleinen Handwerksbetrieben geprägt war. Die Kunsthochschulen Kölns können die Bögen für Ausstellungen nutzen, außerdem gibt es Gesprächsrunden, Lesungen, gestreamte Radioshows und den Evergreen der gemeinschaftsstiftenden Aktivitäten: ein Public Dinner. Sofern es die Corona-Auflagen zulassen, selbstverständlich.

Ab Juni wird das Festival dann etwas theoretischer. Mit der Cityleaks-Akademie wagen sich die Organistor*innen an eine Neubewertung des öffentlichen Raums in Ehrenfeld, der zunehmend verdichtet wird. Parkplätze, Bürgersteige, Fahrbahnen, Spielplätze sollen zum Ort urbaner Utopien werden, später wird das Erlebte theoretisch reflektiert. Schließlich geht es bei Street Art nicht darum, das Bestehende zu verschönern. Vielmehr geht es darum, einen öffentlichen Raum zu schaffen, der auch wirklich allen offen steht.

Cityleaks Festival, 17.4.–26.6., 12.–25.6. CityLeaks Akademie, 26.6. Abschluss & Musikstraßenfest

cityleaks-festival.com