Filmhaus: Schwierige Vergangenheit, rosige Zukunft?

Bitte warten!

Am 1. Mai sollte das Filmhaus seine Pforten wieder öffnen. Warum dauert es länger — und wie lange noch?

Vom 21. bis 28. Oktober 2021 soll das nächste Film Festival Cologne (FFC) stattfinden. Dessen Programm wird dann im Filmpalast auf dem Hohenzollernring, im Filmforum des Museum Ludwig oder auch in der Filmpalette am Eigestein zu sehen sein. Aktuell nicht aufgeführt als Location auf der Homepage: das Filmhaus in der Maybachstraße. »Es ist ja leider immer noch keine Eröffnung in Sicht«, so die Begründung von Martina Richter, Geschäftsführerin des FFC, »Alles ist in der Schwebe und ungewiss.« Dabei soll das Filmhaus, so Kölns Kulturdezernentin Susanne Laugwitz-Aulbach, »der zentrale Erlebnis-, Vermittlungs- und Diskursort zum Thema Film in unserer Stadt werden.« Genau genommen sollte es  bereits so sein. Doch das verzögert sich — wieder einmal. Damit hat Laugwitz-Aulbach bereits reichlich Erfahrung, fallen doch auch die kostspieligen Verzögerungen von Kölner Oper, Schauspielhaus und Römisch-Germanischem Museum in ihr Ressort.

Tatsächlich hat das 1981 gegründete »Zentrum für Medienbildung, Kinokultur und Filmschaffen in Köln«, das seit 1998 im einstigen Verwaltungsgebäude des Güterbahnhofs am Mediapark beheimatet war, eine recht tragische Vorgeschichte. Dessen Betreiberverein musste nämlich 2012 Insolvenz anmelden, kurz darauf wurde das bereits in den 1990er Jahren sanierte Backsteingebäude erneut zum Sanierungsfall erklärt. Anfang 2020 Jahres sollten die umfangreichen Arbeiten ursprünglich abgeschlossen sein — und das Filmhaus mit neuen Betreiber*innen eröffnen. Doch nicht zuletzt die beteiligten Ämter — Bau- und Liegenschaftsamt, die nicht recht miteinander harmonisieren können —, sowie komplexe Brandschutzauflagen, die jedes Bauvorhaben immer aufwändiger und teurer werden lassen, verhindern das bis zum heutigen Tag.

»Wir haben weder einen Mietvertrag mit der Stadt vorliegen noch einen konkreten Einzugstermin«, erklärt Vera Schöpfer. »Im Dezember hieß es, wir könnten am 1. Mai eröffnen, vor Ostern haben wir erfahren, dass es nicht klappt. Wir hoffen jetzt auf Juni, aber sicher ist das nicht.« Ende 2015 habe sie ihre letzte Veranstaltung im Filmhaus gehabt, erinnert sie sich, wenig später begannen die nunmehr ein halbes Jahrzehnt andauernden Baumaßnahmen. Schöpfer ist Geschäftsführerin der Scope Institute, einer Bildungseinrichtung für Film und digitale Medien. Gemeinsam mit den Betreibern des Filmkunstkinos Filmpalette bildet Scope die neue Filmhaus-Gesellschaft, zukünftig Hauptmieter der denkmalgeschützten Immobilie.

Dirk Steinkühler von der Filmpalette hat eine sachliche Erklärung für den Verzug: »Der Mietvertrag ist zwar im März vom Rat der Stadt verabschiedet worden, aber es sind noch nicht alle Abnahmen im Haus erfolgt.« Steinkühler nutzt die Wartezeit bis zur Vertragsunterzeichnung für Besichtigungen mit Kinotechniker*innen und Dienstleister*innen, die unter anderem die Bestuhlung des Kinosaals mit bis zu 100 Plätzen vornehmen werden. »Nach der Modernisierung werden alle Anforderungen an ein öffentliches Gebäude erfüllt sein, da hat man im Filmhaus in der Vergangenheit leider einiges schleifen lassen«, zeigt sich Steinkühler zuversichtlich, dass eine solide Sanierung letztlich der richtige Weg ist und weiterem Improvisieren vorzuziehen ist. Martina Richter wirkt noch nicht ganz überzeugt: »Wir wissen noch nicht, ob wir da als Mieter reingehen, auch weil die Mietpreisberechnungen noch unklar sind, aber wir würden das Kino im Herbst als Spielstätte des Cologne Film Festivals wahnsinnig gerne nutzen wollen.«

Außer der Bildungseinrichtung mit ihren Workshops und dem Kino sind neben dem FFC auch weitere potenzielle Untermieter der Seminar-, Lager- und Büroräume von der Verzögerung betroffen. Johannes Duncker, Leiter des Kurzfilmfestivals Köln, freut sich auf den Austausch mit den kommenden Nachbarn an einem zentralen Ort, wartet aber ebenfalls noch auf den Mietvertrag. Und damit auch auf die endgültige Höhe der Miet- und Nebenkosten. Weniger als 30 Euro dürfte der Quadratmeter wohl nicht kosten. »Es wird nicht günstig, dafür ist es eine tolle Immobilie in bester Lage«, so Duncker. Ein bisschen absurd sei es aus seiner Sicht schon, vom Kulturamt Subventionen für das Festival zu bekommen, die zu nicht unerheblichem Teil für eine Miete drauf gehen, die man wiederum an die Stadt zahle. Offen ist außerdem, ob das Geld direkt an die Stadt oder zunächst an die Hauptmieter gezahlt wird. Nach Jahren des Wartens ist Duncker, der auch seinen eigenen Keller als Stauraum habe nutzen müssen, um das Warten zu überbrücken, nun aber hoffnungsvoll, dass das Kurzfilmfestival im November im Filmhaus stattfindet.

Sonja Hofmann, Geschäftsführerin des Filmbüro NW, betont, dass sie durchaus auch bei den Kulturvertreter*innen der Stadt guten Willen und viel Engagement gespürt habe, »aber so wie ich es mitbekommen habe, war es in der Umbauphase nicht ganz unproblematisch in der Zusammenarbeit zwischen Kultur- und Liegenschaftsamt.« Die ständigen Aufschübe seien anstrengend, schließlich müssten ja auch aktuell bestehende Mietverhältnisse fristgerecht gekündigt werden, um ins Filmhaus umziehen zu können.

Das Kulturamt jedenfalls wünscht sich das Filmhaus »wieder als Ort der Filmkunst. Zum Schauen von Filmen, zur Aus- und Weiterbildung sowie zur Hilfestellung bei der Realisation erster Filmprojekte.«