»Kunst im öffentlichen Raum besser präsentieren«: Kay von Keitz, Friederike van Duiven, Frank Deja

Eine Sache für die Anwältin

Die Politik will eine neue Kultur­dezernentin. Die Suche gestaltet sich mühsam

Das Kölner Kultur­dezernat zu leiten, ist nicht leicht. Kritik an der Führung hat Tradition: Die Stadt werbe mit der Kultur, fördere sie aber nicht ausreichend, heißt es. So vielfältig die Kulturszene ist, so vielfältig sind deren Ansprüche, ihre Wünsche nach Aufmerksamkeit und nicht zuletzt nach Fördermitteln und Räumen. Lange schon besteht Misstrauen gegenüber der Bürokratie. Als Köln 2004 »Kulturhauptstadt 2010« werden wollte, versuchte sogar ein Kulturbündnis, das zu verhindern — zu bieder war ihnen die städtische Bewerbung, die prompt scheiterte. Der Verdruss hat unter der seit Ende 2013 amtierenden Dezernentin Susanne Laugwitz-Aulbach noch zugenommen.

Kritik kommt auch aus dem Stadtrat. Das Bündnis von Grünen, CDU und Volt wollte Laugwitz-Aulbach nicht wiederwählen. Ein Personal­beratungs­unter­nehmen soll nun Kandidaten für die Nachfolge finden, auch per »Direktansprache« — man mag sich nicht darauf verlassen, dass sich die Besten aus eigenem Antrieb bewerben. Kölns Ruf als Kulturstadt hat gelitten, aber auch der Ruf der Stadtverwaltung. So blieben in den vergangenen Jahren Dezernatsleitungen lange unbesetzt. Jetzt soll »eine unmittelbare Nachfolge« sichergestellt werden. Laugwitz-Aulbach scheidet zum September aus dem Amt.  

In ihre Dienstzeit fallen einige große und viele kleine Ereignisse, die Empörung hervorriefen. Als 2015 das Debakel der Bühnensanierung am Offenbachplatz in seinem Ausmaß öffentlich wurde, sagte Laugwitz-Aulbach, sie habe »nicht den Oberverantwortungshut auf« — ein bemerkenswerter Satz für die damalige Bauherrin, auch wenn die immer neuen Kostensteigerungen und Terminverschiebungen nicht allein auf sie zurückzuführen sind. Aber auch ein Sanierungsbeschluss zum Römisch-Germanischen Museum wurde über Jahre verschleppt. Als dann 2017 das Museum geschlossen werden musste, gab es noch keine Sanierungspläne. Es wird noch Jahre bis zur Wiedereröffnung dauern.

»Uns alle hat ein Unwohlsein mit der Lage der Kultur in Köln angetrieben«, sagt Frank Deja. »Seit acht Jahren spürt man nicht, dass die Kultur­dezernentin etwas bewegt. Selbst in der Corona-Krise, während die Kultur zusammenbricht, ist nichts von ihr zu vernehmen.« Deja ist Sprecher der Initiative »Köln kann auch anders«, die sich nach dem Stadtarchiv-Einsturz 2009 gründete. Er hat dort nun den offenen Arbeitskreis »Köln kann Kultur« gegründet, in dem dann Anforderungen an die Neubesetzung der Dezernatsleitung formuliert wurden.

»Wir suchen eine Persönlichkeit, die Dinge ermöglicht, die für die Anliegen der Kultur brennt und gewillt ist, diese auch umzusetzen«, sagt Friederike van Duiven. Die Künstlerin und Sachkundige Einwohnerin für die Grünen im Kulturausschuss engagiert sich in der Initiative. Der Kunstbeirat habe etwa gefordert, Kunst im öffentlichen Raum besser zu präsentieren, erzählt sie. »Frau Laugwitz-Aulbach hat uns dann auch ermuntert, Best-practice-Beispiele aus anderen Städten zu suchen, sich dann aber gar nicht für die Ergebnisse des Kunstbeirats interessiert.« Es gibt einige solcher Geschichten.

»Wir fordern Präsenz, Kontakt zur Szene, es geht darum, unterwegs zu sein — all das ist nie passiert«, sagt Kay von Keitz, Vorsitzender des Kunstbeirats der Stadt und ebenfalls bei Köln kann Kultur. »Die Dezernentin hat keinerlei kulturpolitisches Programm. Es fehlt jegliche Initiative, Kreativität und Engagement im Amt.« Köln benötige endlich »eine Anwältin oder einen Anwalt der Kultur«.

Als der Rat den Beschluss fasste, den Posten auszuschreiben, dankte nur die Fraktion der Linken der Dezernentin. Gleichwohl betonte Fraktionschefin Güldane Tokyürek die Möglichkeit, nun die Kulturverwaltung der Stadt zu verbessern. Sie forderte, für die Ausschreibung des Postens »inhaltliche und charakterliche Punkte« festzulegen und sprach sich für »eine Person mit Migrationserfahrung« aus, da dies »den aktuell verstärkten diversen Produktionen Rechnung tragen« würde. Außerdem wollte die Linke jemanden, der »spartenübergreifende Expertise« besitze und »der entschieden neugierig ist, auf die verschiedenen kulturellen Akteurinnen und kritischen Initiativen.« Doch ein Änderungsantrag der Linken fand keine Mehrheit. Daraufhin wurde der ursprüngliche Antrag von Grünen, CDU und Volt einstimmig beschlossen. Dessen Anforderungsprofil an die neue Dezernatsleitung hatte Tokyürek zuvor als »rein technisch« kritisiert.

Frank Deja bleibt optimistisch, dass das Engagement wirke. Es habe viele positive Rückmeldungen gegeben. Im September möchte »Köln kann Kultur« die neue Dezernatsleitung gleich zum Gespräch einladen. Deja sagt, ihm habe die Berichterstattung über den Münchner Kulturreferenten Hans-Georg Küppers die Augen geöffnet, der vor kurzem in den Ruhestand ging: »Da wurde mir klar, was jemand in dem Amt bewirken kann, wenn er Leidenschaft für Kunst und Kultur besitzt.«