rund – praktisch – gut

Der Kracher!

Er gilt als Langweiler unter den Blattsalaten. Doch so schlimm ist Eisbergsalat nun auch wieder nicht. Versuch einer Ehrenrettung

Der Hochsommer ist die Zeit der Blattsalate. So unterschiedlich die kulinarischen Vorlieben in den vielen Milieus sind — beim Salat ist man sich einig: frisch und knackig soll er sein. Dass alle Lebensmittel, nicht bloß Salate, frisch sein sollten — klar. Reden wir also über Knackigkeit. Die knackigste Salatsorte ist zweifelsfrei der Eisbergsalat. Zugleich jedoch genießt er das geringste Ansehen. Wie kommt’s?

Ein Eisbergsalat besteht zu rund 95 Prozent aus Wasser. Ein Wert, den jedoch auch seine Artgenossen erreichen — ebenso wie etwa Tomaten und Radieschen, und die schmecken ja wohl gut! Es liegt also nicht am Wassergehalt, sondern daran, wie der Eisbergsalat am Ende des 19. Jahrhunderts in den USA gezüchtet wurde, nämlich so, dass seine Blätter sich zu einer Kugel schließen. Das Original war Batavia, die ursprünglich französische Sorte. Deren krause oder gewellte Blätter sind empfindlicher, aber auch schmackhafter. Die Erfindung des Eisbergsalats hatte keine kulinarischen Gründe. Er ist bloß einfacher zu transportieren. Zu seinem Namen kam er angeblich, weil er auf Eis lagerte, wenn er mit der Eisenbahn vom Westen der USA an die Ostküste verfrachtet wurde.

Tatsächlich macht es uns der für den Handel optimierte Eisbergsalat ja auch leicht, die geforderte Frische zu gewährleisten. Bis zu drei Wochen hält er sich gekühlt! Da haben seine aromatischeren Kollegen längst schlappgemacht. Eben das macht den Eisbergsalat beliebt bei den Betreibern einfacher Bistros und Imbisse — wenn auch nicht bei der Kundschaft. Er welkt nicht so schnell, und Geschmack kann er ja nicht verlieren, er hat ja kaum welchen.

So bietet der Eisbergsalat tatsächlich bloß taktiles Vergnügen. Und doch bestehen manche Snobs auf Eisbergsalat — beim Clubsandwich! Da gehört er hin, da erfüllt er seinen Zweck! Er knackt und kontert so die labberigen Toastbrotscheiben. Sicher, Eisbergsalat kann bloß knacken — aber ist das denn nichts? Dass der Volksmund ihn »Krachsalat« nennt, ist nur folgerichtig. Eine Umbenennung könnte seinen Ruf aufpolieren. Einen robusten, auftrumpfenden Krachsalat würden wohl viele der hemdsärmeligen Fleischesser am Grill leichter akzeptieren.