Begegnung der etwas anderen Art

»Ich bin dein Mensch«

Regisseurin Maria Schrader stellt die großen ethischen und philosophischen Fragen

Boy meets Girl, so fangen viele Romantikkomödien an. Maria Schrader (»Unorthodox«) findet in ihrem dritten Spielfilm »Ich bin dein Mensch« einen neuen Dreh: Girl meets Robot. Alma Felser (Maren Eggert) ist Anthropologin und hat sich bereiterklärt, einen humanoiden Roboter zu testen, der ganz auf ihre Bedürfnisse, Vorlieben und Sehnsüchte programmiert ist. Lernfähig ist dieser Tom (Dan Stevens) obendrein. Alma ist zunächst skeptisch, vor allem nach dem ersten Date, das zum Desaster wird. In einem altmodischen Ballsaal wird ihr der attraktiv (und echt) wirkende Mann vorgestellt, doch bei seinen Sprüchen wie »Deine Augen sind wie Bergseen, in denen ich mich verlieren möchte«, ist bei Alma schnell die Schmerzgrenze erreicht. Als Tom dann auf der Tanzfläche von einem Kurzschluss schachmatt gesetzt wird, ist die Verkaufsshow erstmal beendet. Doch Alma wird den Androiden weitertesten, drei Wochen lang Tag und Nacht, das Honorar dafür soll ihrem eigenen Forschungsprojekt am Berliner Pergamonmuseum über sumerische Keilschriften zugutekommen. Sie nimmt die Aufgabe als Herausforderung an und den Liebesroboter mit nach Hause. Lange bleibt sie sachlich distanziert, oft auch genervt, um doch irgendwann verwirrende Gefühle für den künstlichen Traummann zu entwickeln.

Schrader und ihrem Ko-Autor Jan Schomburg gelingt nach Motiven einer Erzählung von Emma Braslavsky eine kluge, vielschichtige, zugleich tiefsinnige und leichthändig wirkende Reflexion über das Leben, die Liebe und den freien Willen in einer von Algorithmen geprägten Welt. Technologische Aspekte sind dabei nebensächlich, es geht um die großen ethischen und philosophischen Fragen: Was ist menschlich? Was ist Zuneigung? Und welche Rechte haben Androiden? Der Film zieht sehr viel Komik aus Toms stoischen Versuchen, Alma jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Der Mann als Objekt, das Erwartungen erfüllt und dem weiblichen Subjekt gefallen will. Ungewohnte Rollenbilder für eine Beziehungskomödie, zumal eine deutsche. Dabei ist »Ich bin dein Mensch« smart und vielschichtig genug, nicht einfach nur Klischees zu frisieren, indem ein paar Vorzeichen verändert werden. Das liegt auch an der großartigen Maren Eggert, die diese stets kontrolliert agierende, dabei nicht gerade glückliche Alma als Gratwanderung zwischen Selbstbewusstsein und Verletzlichkeit spielt. Bei der diesjährigen Berlinale wurde sie dafür mit dem Silbernen Bären für die beste Hauptrolle ausgezeichnet, ganz geschlechterneutral.

(dito) D 2021, R: Maria Schrader, D: Maren Eggert, Dan Stevens, Sandra Hüller, 105 Min., Start: 1.7.