Sollen den Äußeren Grüngürtel vielfältiger machen: Wanderschäferin Melanie Pörschel-Kniffka und ihre Schafherde

Rasen-mäh-er

Die Stadt möchte die Biodiversität auf ihren ­Grün­flächen stärken. Schafe sollen dabei helfen

Köln ist beliebt. Bei Unternehmen, Studierenden, Touristen — und bei Schafen. Das Kölner Grünsystem mit den beiden Grüngürteln und ihren radialen Verbindungen bietet Schäfern und ihren Herden prächtige Bedingungen. Seit vielen Jahren arbeitet die Verwaltung mit Wander­schäfern zusammen. Zwei Schäfer, die im Linksrheinischen den Äußeren Grüngürtel und im Rechtsrheinischen die Poller Wiesen beweiden, haben Pachtverträge mit der Stadt. Ein dritter Schäfer beweidet im Auftrag der Stadt ­Flächen, die für Schafe weniger attraktiv sind. Für Biotope im Kölner Norden, etwa den Nüssenberger Busch, nutzt er spezielle Schafe und auch Ziegen.

Da reden wir über Insek­ten, nicht über Wildschweine und Wölfe Joachim Bauer

Künftig erhalten die Schafe eine zusätzliche Aufgabe aus der Stadt­ver­waltung: Sie sollen die Biodiversität stärken. Im Juni verabschiedete der Umweltausschuss das Maßnahmenpaket »Stadtgrün Naturnah«. Sein Ziel ist, »die Kölner Grünflächen stärker auf Biodiversität und Naturnähe auszurichten«, sagt Joachim Bauer, stellvertretender Leiter des Grün­flächen­amts. 2800 Hektar Grün- und Parkanlagen sind in städtischem Besitz, zudem 2000 Hektar sogenannte Biotop-Flächen. Die Stadt möchte künftig mehr dieser Flächen naturnah gestalten. »Insekten sollen die Strukturen, die sie in der Landwirtschaft immer seltener antreffen, im städtischen Raum vorfinden«, sagt Joachim Bauer. Unter anderem wer­­den für 1,6 Mio. Euro sogenannte artenreiche Wiesen angelegt. Noch in diesem Jahr sollen 120 Hektar entstehen. »Wenn man artenreiche Wiesen hat, hat man in der Folge auch artenreichen Tierbestand«, sagt Bauer. »Da reden wir über Insek­ten, nicht über Wildschweine und Wölfe.«

Nicht überall soll Biodiversität durch gezielte Saat gestärkt werden. »Wir möchten auch Art und Inten­sität der Beweidung nutzen«, sagt Bauer. Die Beweidung durch Schafe könne man so steuern, dass sie artenreiche Bestände fördert. Etwa durch eine »temporäre Überbeweidung«, bei der viele Tiere für kurze Zeit eine kleine Fläche nutzen, oder indem man bestimmte Kräuter und Gräser lange stehen lässt, damit sie Blüten und Samen bilden.

Bei der Neuausrichtung seiner Beweidung half der Stadt Köln, dass der Pachtvertrag mit dem Schäfer im Äußeren Grüngürtel jüngst ausgelaufen war. Die Nabu-Naturschutz­station Leverkusen-Köln hatte daraufhin im Auftrag des Grünflächenamts ein »nachhaltiges Beweidungs­konzepts« für die Flächen erarbeitet, das nun in den neuen Pachtvertrag eingeflossen ist. Kölns neue Schäferin Melanie Pörschel-Kniffka nutzt mit ihrer Herde die Flächen zwischen Junkersdorf und Raderthal nun mit einer Zusatzaufgabe. Sie soll helfen, dass sich Echtes Labkraut, Kleiner Klappertopf oder Gewöhnlicher Hornklee wieder stärker ausbreiten.

An der Funktion der Flächen für die Menschen in Köln wird die neue Art der Beweidung nichts ändern. »Das bleibt eine Erholungsfläche, das wird kein Naturschutzgebiet«, sagt Joachim Bauer. Der Äußere Grüngürtel werde allerdings anders genutzt als der Innere Grüngürtel. In den Äußeren Grüngürtel kämen Menschen zum Joggen, Radfahren oder Wandern. Den Inneren Grüngürtel nutzen Menschen hingegen etwa als Liegewiesen. »Da werden wir nicht auf die Idee kommen, die Flächen mit einer Schafherde zu beweiden.«

Dennoch hofft Joachim Bauer, dass auch künftig möglichst viele Kölnerinnen und Kölner den Schafen über den Weg laufen: »Für das Landschaftsbild und die Vermittlung der Themen Biodiversität und Naturnähe haben wir einen anderen Träger. Gehen Sie mal mit Kindern an einer Schafherde vorbei!«