Spätes Wendemanöver

Die Verwaltung hat neue Regeln für die Verleiher von E-Rollern aufgestellt. Sie sind zu lasch

Für einen Smalltalk ist ihr Wert unbestritten, für die Verkehrswende zweifelhaft. Seit zwei Jahren kann man in Köln E-Roller leihen. Mittlerweile gibt es sieben Anbieter mit etwa 8000 Fahrzeugen. Köln wurde in kurzer Zeit von Scootern geradezu überrollt.

Immer wieder standen die »Elektrokleinstfahrzeuge« in der Kritik: Sie waren an schweren Unfällen beteiligt, lagen auf Gehwegen herum, verschandelten den öffentlichen Raum. Zuletzt brachten sie Köln gar bundesweit in die Schlagzeilen: Mehrere Hundert Fahrzeuge lagen auf dem Grund des Rheins. Vermutlich wurden sie von Brücken in den Fluss geschmissen. Die Verleiher kamen der Verantwortung, ihr Eigentum zu bergen, nur zögerlich nach. Der Druck auf Politik und Verwaltung, die Praktiken der Unternehmen stärker einzuhegen, wuchs. Ende Juli forderte der Hauptausschuss die Verwaltung auf, den E-Scooter-Wildwuchs zu beenden. Nur drei Tage später vermeldete die Stadt, man habe »erste Änderungen der städtischen Vorgaben vorgenommen«, um den Verleih »grundlegend neu zu ordnen«. Konkret bedeutet das: Die Abstellverbotszonen wurden über die Fußgängerzone hinaus erweitert, etwa auf Rheinbrücken, am Rheinufer und in Grünanlagen. In Altstadt und Kolumbaviertel kann man die Scooter nur auf ausgewiesenen Parkflächen abstellen. Zudem bekommen alle Fahrzeuge eine Telefonnummer, unter der man falsch Geparkte melden kann.

Die neuen Regelungen werden die Situation zwar verbessern, sind aber ein schwaches Instrument. Zum einen beschränken sie sich auf beliebte Innenstadtbereiche. Viele Veedel, deren Infrastruktur für Radfahrer und vor allem für Fußgänger ohnehin schlechter ist, bleiben außen vor. In Porz etwa sprechen sich Bezirkspolitiker für ein generelles Verbot der Scooter aus. Zum anderen bleibt unklar, welche Konsequenzen den Verleihern drohen, sollte sich die Situation nicht verbessern.

Die neuen Regelungen sind auch ein Eingeständnis, dass die Verwaltung nicht vorab sorgfältig abgewogen hat, ob und wie die Fahrzeuge einen Wert für die Mobilität in Köln haben könnten und wie man die Anbieter auf die städtische Ziele verpflichten könnte. Stattdessen haben sich die Elektroroller ungebremst die Straßen und Gehwege erobert. Nun müssen sie wieder eingefangen werden. Nach wie vor fehlt ein positives Leitbild, das zeigt, wie ein Köln aussehen soll, in dem sich mehr Menschen ohne privates Auto fortbewegen. Wenn man aber nicht weiß, auf welches Ziel man hinarbeitet, kann man auch nicht wissen, ob man E-Roller braucht, um es zu erreichen.