Tanaka in »Oyû Sama« | ©1951 Kadokawa Pictures

Sie schrieb’s an jede Leinwand

Filmgeschichte auf Kölner Leinwänden

Auch das Japanische Kulturinstitut macht jetzt in Frauen und Film, allerdings intelligenter als die meisten anderen, die sich dieser Tage wohlfeil liberal an diesem Themenkomplex versuchen. Bevor wir uns anschauen, was aktuell dort läuft: Das JKI hat vor rund 20 Jahren schon einmal ein Programm gemacht, in dem drei Filmemacherinnen präsentiert wurden — also zu einem Zeitpunkt, als das alles andere als hip war. Herzstück war damals eine komplette Retrospektive der Regiearbeiten von Tanaka Kinuyo, der vielleicht bedeutendsten Kinoschauspielerin Japans. Die erste Frau, die ein veritables Regie-Œuvre vorzuweisen hat — und damit auch als erste in den einheimischen Regieverband aufgenommen wurde. Diese sechs Meisterwerke werden im Laufe der kommenden Monate wieder zu sehen sein. Den Anfang aber macht eine relativ kluge Auswahl ihrer Schauspielarbeiten. Normalerweise konzentrieren sich solche Unterfangen leider auf ihre langjährige Schaffens- wie Lebensgemeinschaft mit Mizoguchi Kenji — der zu verhindern suchte, dass sie Regisseurin werden konnte, weshalb Tanaka die Beziehung beendete. Einen Mizoguchi-Film gibt es trotz dieser unrühmlichen Episode im Programm, zudem einen seiner besten: die sehr feinsinnig erzählte, filigran gebaute Tanizaki-Adaption »Oyū sama« (1951). Zwei Filme hingegen stammen von jenem Auteur, der Tanaka sein Leben lang liebte, deshalb auch nie heiratete (eine Konstruktion wie in »Oyū sama« mit der Verquickung von Standesehe und wahren Leidenschaften war für den modernen Romantiker undenkbar), und sie in ihren Regiebestrebungen tatkräftig unterstützte: Ozu Yasujirō. Zu sehen ist Tanaka darin in zwei sehr unterschiedlichen Rollen: einmal als Nachkriegsfrau im Trümmerland in »A Hen in the Wind« (1948), dann als Inbegriff liberalen Geistes in einer konservativen Welt in »Equinox Flower« (1958). Ihr ebenfalls zur Seite standen zwei weitere Großmeister des japanischen Kinos, die ähnlich Ozu zutiefst mit der Produktionsfirma Shōchiku verbunden waren: zum einen Kinoshita Keisuke, in dessen »The Ballad of Narayama« (1958) sich Tanaka zum Wohle der Dorfgemeinschaft und im Einklang mit den Traditionen des Bergkaffs zu Tode hungert, zum anderen Naruse Mikio, der nach seinem stürmischen Shōchiku-Abgang Mitte der 1930er bei der Tōhō zum wichtigsten Erzähler moderner japanischer Frauen wurde — oft genug im Zusammenspiel mit den Drehbuchautorinnen Mizuki Yoko und Tanaka Sumie.

Das komplette Programm unter jki.de