Das brachte nicht nur Tierschützer auf die Palme: trächtige Kuh, präsentiert von Wolf Vostell, courtesy J. Paul Getty Trust

Happening & Fluxus 1970/71

Zwei Filmabende erinnern an eine skandalträchtige Ausstellung in Köln

Eigentlich endete die Ausstellung »happening & fluxus« im Kölnischen Kunstverein als Debakel. Zwei Jahrzehnte später resümierte der gefeierte Ausstellungsmacher Harald Szeemann, seinerzeit als Kurator verantwortlich für das ihm entglittene Unternehmen: »Und dieses scheinbar aufgeschlossene, scheißliberale Köln und die Ausstellung waren unvereinbar.«

Dennoch oder gerade deshalb errang die Ausstellung Kultstatus. Jetzt, fünfzig Jahre später, erinnern zwei Filmabende an die skandalösen Umstände. Geplant als eine Zusammenfassung künstlerischer Äußerungen, die seit Ende der 50er Jahre die Idee einer Kunst als Prozess in den Vordergrund rücken, geriet die Ausstellung vor allem durch die Auftritte der Wiener Aktionisten (Hermann Nitsch, Otto Mühl) und Wolf Vostells zum Auslöser heftiger Diskussionen über das Verbot von Kunst. 270 Mitglieder des Kunstvereins treten aus. Aus der Bevölkerung kommt die Drohung, die Ausstellung »werde brennen«.

Auch die Medien nahmen regen Anteil und befeuerten die divergierenden Stimmungslagen. Zwei WDR-Reportagen widmeten sich dem Eröffnungswochenende mit Happeningaktionen der überwiegend männlichen Künstler. Die eine (Peter Maenner, 1972) versucht durch den Kommentar Volkes Stimme aufzugreifen und verdammt die Ausstellung in Grund und Boden. Die andere (Paul Karalus, 1970) porträtiert Wolf Vostell als den maßgeblichen lokalen Mitinitiator. Dieser Streifen lässt auch differenziertere Stimmen zu Wort kommen, etwa die von Alexander Mitscherlich. Es fällt auf, dass die Kameraführung beider Filme bei aller Distanz offenbar vom Chaos der Happenings infiziert wurde. Eine biografische Doku aus dem Jahr 2018 über George Maciunas, den wichtigen Antreiber der international vernetzten Fluxus-Bewegung, sowie kleinere Filmbeiträge vervollständigen die Hommage an ein Geschehen in der Domstadt, das der Künstler Tomas Schmit eindeutig bilanzierte: »Köln ist eine Stadt des Klerus, des Gangstertums und des Kunsthandels, aber wahrhaftig keine Fluxus-Stadt.«

Eine Veranstaltung von »Köln im Film« und Filmclub 813 in Kooperation mit Museum Ludwig und Kölnischem Kunstverein

ACHTUNG: Nach Redaktionsschluss erreicht uns die Meldung, das der Termin auf den 9.+10.12. verschoben wird. Updates auf koeln-im-film.de und in der Stadtrevue!