»The Sunset Special«: Balsam für die Seele

Kino als Kurort

Das Kurzfilmfestival Köln päppelt erschöpfte Menschen und Maschinen wieder auf

»Zustand: Krise« lautet der Titel des Gastprogramms der SK Stiftung Kultur auf dem Kurzfilmfestival Köln (KFFK). Diesem Befund stellt sich das Festival als Ganzes jedoch mit Leidenschaft entgegen. Nicht nur, weil mit der 15. Ausrichtung ein Jubiläum zu feiern ist oder weil mit dem Filmhaus eine neue Festivalzentrale bezogen wird. Nein, auf Krisen müssen einfach Antworten gefunden werden. Etwa: mehr Filme, ein zusätzlicher Tag Programm, sechs statt wie bislang fünf Wettbewerbe, zahlreiche kostenlose Veranstaltungen. Festivaldirektor Johannes Duncker und seine Mitstreite­r*innen präsentieren vom 16. November an über hundert Kurzfilme. »Was uns allen so sehr gefehlt hat, sind Begegnungen«, so Duncker, »die wollen wir ermöglichen, in dem wir das gesamte Filmhaus nutzen und bespielen.«

Den Genres sind dabei keine Grenzen gesetzt: »Lineare Erzählungen treffen auf visuelle Experimente, persönliche Einblicke auf dystopische Szenarien«, heißt es in der Ankündigung. Im Zentrum des Festivals stehen der Deutsche Wettbewerb und das Kölner Fenster, in dem ausgestellt wird, was bereits etablierte Filmemacher*in­nen und Newcomer, darunter Studierende der Kölner Filmhochschulen, in kurzen Formaten auf die Leinwand bringen.

Unter den Etablierten ist der US-Amerikaner Kevin B. Lee, dem das »Spotlight« des KFFK gewidmet ist. Neben dem Blick über sein gesamtes Œuvre steht eine Videoinstallation im Mittelpunkt, die Lee eigens für Köln konzipiert hat. »Er möchte zeigen, dass nicht nur wir durch die Pandemie erschöpft sind vom permanenten Starren auf Monitore, also durch digitale Veranstaltungen, sondern dass auch die Monitore müde sind«, so Festival­leiter Duncker. »Deshalb verteilt Lee alte kaputte Monitore im Filmhaus und hüllt sie in Decken ein, damit sie sich erholen können.«

Auf funktionierenden Screens wird zudem in einer Endlosschleife das Beste aus 15 Jahren KFFK zu sehen sein — ausgewählt durch sämtliche Festival­mitarbeiter*innen von Fahrer*in bis Filmvorfüh­rer*in. Am 21. November schließlich steigt im Filmforum NRW die Verleihung der Jurypreise an die Gewinner*in­nen der Wettbewerbe. Bei freiem Eintritt bietet sich noch mal die Gelegenheit, alle prämierten Filme zu sehen.

Kurzfilmfestival Köln N°15

Di 16.11 bis So 21.11.
kffk.de