Der Lärm bleibt auch in der Nacht: Flugverkehr in Köln. Foto: Brett Sayles / Pexels

Viel Nichts um Lärm

Zu viele und zu laute Flugzeuge in Köln. Initiativen kritisieren die Grünen im Rat

Es ist genau ein Jahr her: Im Dezember 2020 beschloss der Stadtrat auf Initiative von Grünen, CDU und Volt, dass der Airport in Porz-Wahn leiser und klimafreundlicher werden soll. Man beauftragte die Stadtverwaltung, Fluglärmminderung und Klimaschutzstrategie des Flughafens voran­treiben; die Stadt Köln ist neben Bund und Land NRW Haupt­anteils­eigner der Flughafen GmbH.

Der Antrag ging von den Grünen aus — doch gegen sie richtet sich nun vor allem die Kritik der Lärmschutz-Initiativen. Denn bislang gab es keine Besserung. Im Gegenteil: Ein weiterer nächtlicher Passagierflug ist hinzu­gekommen: Eurowings lässt zum Wochenende nachts aus Armenien den Airport anfliegen. Auch starten und landen in Porz-Wahn Frachtflieger wie das besonders laute Modell McDonnell Douglas MD-11. Viele Flug­gesell­schaften haben es ausgemustert, nicht aber der Logistikkonzern UPS, der am Flughafen ein Luftfracht-Drehkreuz betreibt.

Im September wandten sich die Initiativen in einem Offenen Brief an die Grünen, weil es trotz Ratsbeschluss nicht vorangehe. »Die Antworten waren völlig nichtssagend«, sagt Regina Bechberger von der Lärm­schutz­gemein­schaft Flughafen Köln-Bonn. »Da werden nur Absichts­­bekundungen wieder­holt, aber nichts dafür unter­nommen, dass sich etwas ändert. Wenn der Beschluss offen­sichtlich nicht umgesetzt wird, muss man doch nachhaken!«

Bechberger sagt: »Die Grünen verfolgen das Thema nicht«. Ihre Kritik richtet sie auch an den zuständigen Grünen Max Derichsweiler. »Er ist jetzt offenbar für das Thema zuständig, aber er hat nicht interveniert, als weitere Nachtflüge in Köln angesiedelt wurden oder als publik wurde, dass nur noch in Köln die extrem lauten MD-11 landen dürfen«, so Bechberger. »Die Arbeit der Grünen ist, was Nachtfluglärm und diesbezüglich auch Klimaschutz angeht, wirklich ernüchternd.« Deutlich höhere Start- und Landegebühren? Lärmminderungsstrategie? Fluglärmmessungen in den Veedeln? All das sei offenbar nicht geschehen.

Man habe sich in den Grünen getäuscht, sagt Bechberger, die immerhin für die Grünen stellvertretende Bezirksbürgermeisterin in Nippes war.

»Das Drängen der Initiativen kann ich nachvollziehen«, sagt dazu Max Derichsweiler. »Es gibt uns im Bündnis mit der CDU sogar Rückenwind.« Er lässt den Vorwurf nicht gelten, dass nichts unternommen werde. »Wir sind im ständigen Austausch mit der Verwaltung und auch dem Flughafen.« In nächster Zeit werde es auch erste Ergebnisse geben. Wann genau, könne man derzeit noch nicht sagen. Derichsweiler stellt höhere Entgelte für laute Maschinen wie die MD-11 in Aussicht. Dadurch würden die Airlines dazu bewegt, ihre Flotten zu modernisieren. Was den Nachtflug insgesamt angehe, sei man aber auf Bund und Land angewiesen. »Ein Nachtflugverbot für Passagiermaschinen ist unser Ziel als Grüne«, betont Derichsweiler. »Dafür erhoffen wir uns jetzt natürlich nach der Bundestagswahl auch Unterstützung aus Berlin.«