Trance anders denken: Ifriqiyya Electrique, Foto: Renaud de Foville

Mehr als Dialog

Beim Festival »In Between Spaces« spiegelt sich der globale Pop

Spätestens seit dem Festival »Digging The Global South« vor vier Jahren kann man in Köln einen spannenden musikalischen Prozess beobachten.

Hipster-Musik aus dem globalen Norden stürzt sich begierig auf die Rhythmen und Sounds aus dem globalen Süden. Die Clubs, Konzerthallen und Studios in, zum Beispiel, Luanda, Lagos und Dar es Salaam werden hektisch durchstöbert. Natürlich soll die Aneignung würdevoll und angemessen erfolgen: die (wieder-)entdeckten Musiker werden bezahlt, DJs hofiert, Partyreihen hierzulande mit originalen Playlists bestückt. Alles folgt dem Ziel, den neuen (oder alten) Pop aus Afrika oder der Karibik authentisch zu präsentieren.

Die Festival-Reihe »In Between Spaces«, die »Digging The Global South« programmatisch folgt und von Thomas Glaesser kuratorisch begleitet wird, dreht den Spieß um. Diejenigen, die entdeckt werden, sind nämlich … wir. Der Pop des globalen Südens hat sich längst die Sounds und Styles aus dem Norden angeeignet und sie in seine eigenen Formen umgeschmolzen. Was wir als authentisch feiern und zu entdecken glauben, ist bereits mehrfach gebrochen und neu ­synthetisiert.

»In Between Spaces« macht diese Spiegelungen hörbar — und auch sichtbar, schließlich geht es um Live-Musik (und auch um Werkstattgespräche mit den Musikern, die die Konzerte rahmen): Im Trio Ivoire verknüpft der Kölner Pianist Hans Lüdemann die hiesige, bisweilen überintellektualisierte, Jazz-Tradition mit ivorischer Ballaphon-Musik und der Tradition der Griots. Mit Ifriqiyya Electrique verlässt Trance-Techno den Muff der Vorstadthallen und verschmilzt mit maghrebinischen Sufi-Rhythmen, Nainy Diabaté und Eve Risser verpflanzen Ambient nach Afrika, während umgekehrt das Trio Mother Tongue demonstrieren, dass Free Jazz (auch) aus Afrika stammt. Und das sind nur kleine Einblicke, in das diesjährige Programm von In Between Spaces! Wer sich auf diese komplexen Verwicklungen einlässt wird mit erstaunlich unangestrengter und unkomplizierter Musik belohnt.