Blickt jenseits der Klischees: Saskia Vogel

Liebe ohne Liebesschlösser

Saskia Vogel erkundet in »Permission« die Freiheit neuer Beziehungsmodell

»Mein Vater war mein Sprungtuch. Mit ihm konnte ich noch Kind sein. Ich habe immer behaupten können, dass ich mein Leben nur spielte.« Dieses Spiel kommt gleich auf den ersten Seiten von Saskia Vogels Debütroman »Permission« an ein Ende. Denn der Vater ihrer Haupt­figur Echo stirbt, und auf einmal fällt alles auf sie zurück. Ihre nie ernsthaft verfolgte Karriere als Schauspielerin ist an ein Ende gekommen; das Unglück in der Ehe ihrer Eltern lässt sich nicht mehr verheimlichen. Und dann ist da noch der Nachhall einer Liebe.

Als Teenager hatte Echo ihre beste Freundin Ana geküsst. Deren Vater hatte sie dabei beobachtet, die Freundschaft zerbrach daran. Als Echo als Nacktmodell für einen Skulpturenkurs arbeitet, läuft sie Anas Vater erneut über den Weg. ­Er wirft ihr vor, für die Entfremdung zwischen ihm und seiner Tochter verantwortlich zu sein und attackiert sie. Echo selbst vertraut körper­lichen Signalen mehr als emotio­naler Nähe, und das ist nur einer der Perspektivwechsel, die Saskia Vogel in »Permission« vornimmt. Eigentlich sollte es ein Sachbuch über die BDSM-Szene in Los Angeles werden, die sie ohne pathologisierende Fremd­zuschreibungen durch Dritte beschreiben wollte. Im Roman dient dazu Vogels zweiter Prota­gonist Lonnie. Er hat seinen Job als Datenbank­adminis­trator ver­loren, weil er in der Arbeitszeit nach BDSM-Kontakten gesucht hat. Nun lebt er als Mitbewohner der Domina Orly. Aus diesen Klischees — ein verklemmter Mann mit wilden Phantasien, eine Schauspielerin mit uneindeutiger Sexualität — macht Vogel jedoch kein zweites »50 Shades of Grey«, sondern eine sorgfältige Exploration über die Möglichkeiten erfüllter Beziehungen. Denn zwischen Echo und ­Lonnie steht Orly, ihr gemeinsamer Love Interest. Zu dritt navigieren sie die Probleme von Beziehungen und finden zu einer neuen Form des Miteinanders: »Wir wollten nicht geheilt werden, wir wollten uns unser Leben selbst erlauben.«

Buch: Saskia Vogel, »Permission«, Secession, 240 Seiten, 22 Euro