Popdiskurs nicht nur am Tresen: Daniel Ansorge

Daniel Ansorge

Hitwunder und Gründer des Barnt-Projekt

Die älteren unter den Stadtrevue- Lesern kennen Daniel Ansorge noch als Resident DJ aus dem ­Sixpack. In jenen Tagen, als der Laden auf der Aachener Straße noch von Spex-, Intro- und Stadt­revue-Autor:innen allnächtlich belagert wurde, um die Popdiskurse am Tresen auszutragen, sorgte Ansorge nicht selten für abrupte Gesprächsunterbrechungen. Denn zwingend musste man sofort wissen, was da gerade weltenöffnendes lief.

Seitdem hat sich viel getan. Das Sixpack ist heuer eher ein After­work-Schuppen fürs Ringpublikum — und Ansorge hat sich mit seinem Projekt Barnt und Hits wie »Geffen« und »Chappell« weltweit in die Clubs gespielt, dazu mit Jens-Uwe Beyer und Crato das Label Magazine gegründet. Aktuell ist von Barnt auf Kompakt die hammerstarke EP »ProMetal Fan Decor Only Product« erschienen. Anlass genug, nachzufragen, was bei Daniel Ansorge gerade auf dem Plattenspieler rotiert.

 

1

Sansibar, »Scully« (Earth People Mix) (Kalahari Oyster Cult)

Es verwundert, dass bei Scully an keiner Stelle ein gerader Beat einsetzt. So präzise und so linear wie purer Techno klingt dieser Peak­time-Track.


2

MDM Factory, »Curvas Peligrosas« (Cómeme)

MDM Factory ist das 2022 entstandene, neue Projekt von den DJs Pareja und Matias Aguayo. »Curvas Peligrosas«, das erste Stück auf ihrer bald erscheinenden ersten Veröffentlichung, bringe ich sofort mit einem halb-geheimen Clubhit von 1989 in Verbindung: »Definition Of A Track« von Monica Burton — es hätte auch »Definition Of A Bassline« heißen können. Denn um nichts anderes ging es: um eine gigantische Bassline, die man nie wieder vergisst! Nicht dass die drei irgendetwas kopiert hätten, sie sind nur ähnlich radikal. Insofern ist »Curvas Peligrosas« MDM Factory‹s definition of a track.

 

3

Belia Winnewisser, »Solen« (Präsens Editionen)

Schweizer Künstlerin, die schon auf dem Kölner Label SPA (von DJ Brom, Friday Dunard und Phillip Jondo) veröffentlicht hat; »Solen« ist passenderweise co-produziert von Jondo. Dieses Stück ist derzeit oft der letzte Track in meinen DJ-Sets. »Solen« ist schon groß an sich, aber die letzten dreißig Sekunden sind gewaltig.


4

Prince Madonna I., »Soul Chain« (Prince Madonna)

»Who the f%&$ is Prince Madonna I.?« fragt kompakt.fm (die Mailorder-­Website des Kölner Labels, Anm. des Verf.). Ich weiß es auch nicht, könnte mir aber vorstellen, dass jemand in der Werder Straße (dem Kompakt Standort, Anm. der Red.) damit zu tun hat. Klingt überhaupt nicht nach den 80ern. Extrem dichter Techno-House.

 

5

Curd Duca »Sukh Plasma« (Magazine)

Das Stück steht stellvertretend für das Album »Waves 2«. Die »Waves«-Trilogie ist das erste Release von Curd Duca seit dem Jahr 2000. Mit der Veröffentlichung der drei Al­ben auf unserem Label Magazine (»Waves 1« erschien 2020, »Waves 2« im November 2021, »Waves 3« folgt 2022) erfüllen Jens-Uwe Beyer, Crato und ich uns einen Jugendtraum. Die Musik ist noch immer unverwechselbar und erinnert uns an die Zeit, als wir uns kennengelernt haben und zusammen nach Köln gezogen sind.

Barnt, »ProMetal Fan Decor Only
Product« (Kompakt)
Erhältlich als 12Inch und digital