Ein ganz normaler Tag in der »Twilight Zone«

Paranoia, Humanismus, Bonbonniere

Filmgeschichte auf Kölner Leinwänden

Im Filmclub 813 beginnt die Retrospektive zum Schaffen Basil Deardens, einer Schlüsselfigur des britischen Nachkriegskinos. Außerdem gibt es eine Hommage an den TV- und Kinoautor sowie -Produzenten Rod Serling, der wie kaum ein anderer intellektuell anspruchsvolle, sozial hilfreiche Science Fiction in 25-Minuten-Happen zu verdichten wusste. Stichwort »Twilight Zone«, das unerreichte Vorbild allen anspruchsvollen US-ame­rikanischen Genre-Fernsehens. Eins haben Dearden und Serling gemeinsam: Sie waren große Moralisten, die es als Aufgabe ihrer und jeder anderen Kunst empfanden, das Publikum mit politisch so ­sinnvollen wie unambivalenten Geschichten zu bilden. Dearden, Humanist alter Schule, erzählt von einer Liebe zwischen einem Kriegsgefangenen und einer Fliegerwitwe (»The Captive Heart«, 1946), aber auch von der Nicht-Liebe eines Briten zu einer Deutschen, die ihn rettete (»Frieda«, 1947). Serling ist um einiges moderner und paranoider, in seinen »Twilight Zone«-Produktionen geht es um Schönheitswahn und Konsensterror (»Eye of the Beholder«, 1960), Identitätsverlustängste (»Mirror Images«, 1960), Verfolgungswahn und Massenhysterie (»The Monsters Are Due on Maple Street«, 1960) und das Verschwimmen aller Grenzen zwischen Wirklichkeit und Fiktion (»A World of His Own«, 1960). Serling blieb diesem einen Interessensgebiet zeitlebens treu.

Dearden war wie alle Regisseure jener Zeit mindestens genauso sehr Auteur wie Handwerker und wusste auch Studio-Bonbonnieren wie die fabelhafte Farbromanze »Saraband for Dead Lover« (1948) oder Prestige-Horror wie das Omnibusprojekt »Dead of Night« (1945) an der Seite weiterer Regisseure (mit-)herzustellen. Dearden ist somit die Art von Filmemachertyp, die es heute kaum mehr gibt oder die man kaum mehr ernsthaft zur Kenntnis nimmt. Serling gehört zu jenen Künstler-Denkern, die unsere Idee von Welt und Wirklichkeit mitgeformt haben. Angesichts dessen, dass wir mittlerweile in einer quasi wahr gewordenen Paranoia-Phantasie leben, sollten wir dem Humanismus der beiden noch mal eine Chance geben... Und bitte nicht Yoshida Daihachis bizarre Science Fiction-Komödie »A Beautiful Star« (2017) nach einem glorreichen Nebenwerk von Mishima Yukio im Japanischen Kulturinstitut verpassen!

Mehr zu den Programmen von Filmclub 813 und Japanischem Kulturinstitut:
filmclub-813.de und jki.de