Geraubtes Erbe: Kunsthistorikerin Peju Layiwola mit Benin-Bronze

Heimkehr mit Hindernissen

Der Rat der Stadt hat die Rückgabe von 96 Benin-Bronzen beschlossen

Es ist selten, dass die Kölner Politik ein Projekt fast einhellig beschließt, aber am 3. Februar im Rat war es soweit: Die Stadtverwaltung soll die Rückgabe von 96 Bronzen aus dem Königreich Benin in die Wege leiten. Nur die AfD war dagegen.

1897 wurden die bronzenen Kunstwerke aus dem Königreich Benin, das auf dem Staatsgebiet des heutigen Nigeria lag, geraubt. In Benin waren sie Ausdruck der zeremoniellen höfischen Kunst oder dienten als visuelles kulturelles Archiv der Herrscher des Edo-Volks. Nach der Zerstörung von Benin City wurden sie zur Raubkunst, deren einzige Funktion es ist, Besitz anzuzeigen — so auch in Köln, wo sie zwischen 1899 und 1967 durch Schenkungen und Ankäufe in die Sammlung der Kölner Museen gelangt sind, die den viertgrößten Bestand der Bronzen in Deutschland haben. Von ihren 96 Objekten wurden lediglich drei öffentlich gezeigt.

»Wenn wir die Bronzen schon nicht zeigen, warum behalten wir sie dann? Oder schämen wir uns ihres Besitzes?«, fragte Mario Michalak, der für die Grünen im Stadtrat und Kulturausschuss sitzt. Es sei die Pflicht des Rates, »den Menschen aus Nigeria endlich einen Teil ihrer kulturellen Identität zurückzugeben.«

»Das ist ein historischer Moment. Ich bin zutiefst bewegt, dass ich ihn miterleben durfte«, sagte John Akude (CDU) bei der Ratssitzung im Gürzenich. Akude wurde 1964 in Nigeria geboren, und kam als politisch Verfolgter nach Deutschland. Er ist das erste Schwarze Ratsmitglied. Akude nutzte seine Rede, um seine Sicht auf die politischen Hintergründe der Rückgabe der Statuen zu schildern. In Nigeria sei ein Konflikt um die Besitzansprüche an den Bronzen entbrannt: zwischen dem Gouverneur des heutigen Bundesstaates Edo und dem amtierenden Oba des Königreichs Benin. Letzterer erhebe »zu Recht« einen Anspruch auf die Bronzen, so Akude, auch wenn dessen Königreich nicht mehr existiere. Geplant ist, dass der Staat Nigeria mit Deutschland über die Rückgabe verhandelt, was bedeutet, dass der Gouverneur die Verfügungsgewalt erhält. »Unsere Entscheidung wird diesen Konflikt beeinflussen«, so Akude. Er wünscht sich zudem, dass die Stadt Köln sich für Entwicklungshilfe in Nigeria engagieret.

Bis zur Rückgabe der Bronzen wird es jedoch noch dauern. Im Frühjahr 2022 sollen die Verhandlungen zwischen Deutschland und Nigeria über die Modalitäten der Rückgabe beginnen, nach erfolgreichem Abschluss muss der Stadtrat darüber abstimmen. Diese Zeit könne man nutzen, findet Jörg Kobel, kulturpolitischer Sprecher von Die Linke. »In den Kellern und Archiven von Kölner Museen, aber auch von Unternehmen, Kirchen und Hochschulen lagern noch viel mehr geraubte Objekte«, sagt er. Diese könne man erfassen und eine Rückgabe in die Wege leiten, so wie es das Rautenstrauch-Joest-Museum bereits aus eigenem Antrieb getan habe. Jörg Kolbe kann sich vorstellen, dass dies auch eine Aufgabe für das Gremium zur Aufarbeitung der Kolonialgeschichte sei. Es hat sich gerade konstituiert, mit ersten Vorschlägen wird in zwei Jahren gerechnet.