Miyazawa in Anime-Gestalt: Allegorisch überspitzte Ohren, Foto: Asashi Shinbunsha / TV Asahi / Kadokawa Pictures

Mit der intergalaktischen Eisenbahn

Das Japanische Kulturinstitut widmet dem Dichter Miyazawa Kenji eine Filmreihe

Die Reihe »Die Fantasiewelten des Miyazawa Kenji« im Märzprogramm des Japanischen Kulturinstituts (JKI) findet ohne Jubiläum statt. Die Beschäftigung mit einem der beliebtesten Autoren Japans sollte sich von selbst verstehen.

Ein Grund für Miyazawas  posthume Beliebtheit, war dessen Lebensgeschichte. Er starb mit 37 an einer lang verschleppten Lungenentzündung. Tragisch, weil er sich als Vegetarier Nahrungsmitteln verweigerte, die ihn hätten stärken können — so die Legende. Miyazawa war Buddhist und der Plansprache Esperanto zugetan. In seinem wohl berühmtesten Werk, der Novelle »Ginga tetsudō no yoru« aus dem Jahr 1934 gibt es Anspielungen an die Lehren des Dominikanermönchs Tommaso Campanella. Eine der Hauptfiguren heißt gar Campanella, was in manchen Übersetzungen nicht berücksichtigt wurde. Die Figur bekam einen japanischen Namen, weil man dachte, das sei akzeptabler für die Leser*­innen. Ōmori Kazukis 1996 zum hundertsten Geburtstag Miyazawas entstandenes Biopic »Unser Milchstraßenexpress« fasst diese Geschichte zusammen.

Mindestens genauso wichtig wie Miyazawas oft bemitleidenswerte Existenz ist die Zartheit seiner Geschichten zwischen buddhis­tischen Lehrparabeln und Kunstmärchen. Besagte Novelle erzählt vom Sterben eines kleinen Jungen in Form einer symbolischen Reise durch das All, eine andere Geschich­­te aus dieser Zeit von den Schwierigkeiten eines Kindes, im Leben anzukommen. Kein Wunder also bei solchen Sujets, dass Miyazawa oft in Anime-Gestalt adaptiert wurde und im JKI nur solche Ver­filmungen zu sehen sind. Dabei fallen Sugii Gisaburōs Verfilmung der Novelle »Night on the Galactic Railroad« (1985) und sein »Das Leben des Budori Gusko« (2013) ob einer Eigenart auf: Die Charaktere haben stilisierte Katzenköpfe, was den Geschichten etwas zugespitzt Allegorisches verleiht. Wer seinen Miyazawa mit Menschen bevorzugt, wird bei Altgroßmeister ­Takahata Isao fündig, der 1982 den halbstündigen »Serohiki no gōshu« drehte. Es gibt viel zu entdecken rund um diese Hommage, und am schönsten wäre es, wenn die Filmreihe Miyazawa Kenji auch neue Leser*innen einbrächte. Wenige Autor*innen des 20. Jahrhundert sind es wert, so geliebt zu werden.

»Die Fantasiewelten des Miyazawa Kenji«, 14.3.–31.3., Japanisches Kultur­institut, alle Termine unter jki.de