do simmer dobei, dat es prihima...

Loss mer aanstecke

Karneval zeigt, dass man der Stadt Köln bei der Pandemiebekämpfung kaum vertrauen kann

Der Kölner Karneval ist zum Symbol geworden. Als die New York Times Mitte März über die sechste Coronawelle in Europa berichtete, zeigte sie ein Bild von einem »Straßenfest in Köln«. Zu sehen war die überfüllte Zülpicher Straße im Straßenkarneval Ende Februar.

Nach dem Fasteleer ist die Zahl der nachgewiesenen Infektionen in Köln stark angestiegen. Die Inzidenz kletterte zwischenzeitlich auf über 2500, teilweise gab es über 8000 neue nachgewiesene Fälle pro Tag. Zwar stiegen überall im Land die Infektionszahlen, nirgends aber so stark wie in Köln. Eine Folge: Uniklinikum und Feuerwehr konnten aufgrund von Personalausfall nur eingeschränkt arbeiten. Besonders ­rasant stieg die Inzidenz bei den 20- bis 29-Jährigen, sie lag teilweise bei über 5000. »Dies kann ein Anzeichen für Ansteckung im Zusammenhang mit Karneval sein«, vermeldete die Stadt. Ob der Karneval dafür ursächlich sei, »ist aber nicht ­sicher beurteilbar«. Doch auch im Rathaus wird es wohl vielen gedämmert haben: Karneval war ein Corona-Booster. Die Landesregierung hatte die Coronaschutzverordnung Anfang Februar mit Blick auf die Karnevalstage angepasst.

Die Strategie, Jecken ein sicheres Feiern zu ermöglichen, ist gescheitert

In »gesicherten Brauchtumszonen« sollten Kommunen das Schutzniveau erhöhen können. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) erklärte, man wolle »Menschenansammlungen in einem gewissen Sicherheitsbereich ermöglichen«. Die Stadt Köln machte daraufhin die gesamte Stadt zur Brauchtumszone: Der Karneval sei ein dezentrales Fest. Das Verweilen »zum Zwecke des geselligen Zusammenseins« war unter 2G-plus-Bedingungen zulässig, die Maskenpflicht im ­öffentlichen Raum wurde ausgesetzt. So wollte man ein ­»hohes Schutzniveau für die Karnevalstage« gewährleisten.

Doch die Strategie von Land und Stadt, Jecken ein sicheres Feiern zu ermöglichen, ist gescheitert. Es mag keine Möglichkeit gegeben haben, Karneval abzusagen. Die Politik aber hat nicht klar kommuniziert, dass das Virus mitschunkelt und die Ansteckungsgefahr sehr hoch sein wird. Stattdessen hat sie suggeriert, die getroffenen Regelungen böten gewissen Schutz vor einer Ansteckung. Die Zahlen im Nachhinein dadurch zu relativieren, dass Omikron eine weniger gefährliche Corona-Variante sei, wie es nun mancher tut, ist wohlfeil. ­Viele Jecken, für die die Fastenzeit in Quarantäne begonnen hat, haben sich wohl auf ein Mindestmaß an Schutz verlassen. Und viele Menschen aus Risikogruppen sowieso. Sie sollten es nicht noch einmal tun.