Köln auf 750 Quadratmetern: Das ehemalige Modehaus Franz Sauer wird zum Museum. Foto: J. Börnicke

Der Anzug von Dirk Bach

Das Kölnische Stadtmuseum präsentiert im April ein Pop Up mit Club­atmosphäre. Die stellvertretende Direktorin erklärt uns das Line Up

Das Stadtmuseum bezieht gerade sein Interimsquartier, bis der geplante Neubau an der Domplatte fertig ist. Die Kölner Verhältnisse legen die Frage nahe: Wird es zehn, zwanzig oder dreißig Jahre dauern?

Silvia Rückert: Gute Frage. Ob­­wohl das ehemalige Modehaus Sauer ein charmantes Gebäude ist, freuen wir uns, wenn der Neubau so bald als möglich kommt, weil die Ausstellungsfläche mit 750 Quadratmetern doch sehr klein ist.

Die historischen Räumlichkeiten im alten Zeughaus tauschen Sie gegen die 80er-Jahre-Architektur eines Kaufhauses. Was bedeutet das für die Präsentation, das Ausstellungsdesign, das Publikum?

Die Präsentation fügt sich gut in die räumliche Struktur des Gebäudes ein. Klar wird man den Stil der Architektur noch erkennen, aber unsere Ausstellung hat auch eine starke Gestaltung. Das Design wird farbig, modern und spiegelt unser neues Leitbild wieder, das seit dieser Woche auf unserer neuen Homepage zu sehen ist. Wir möchten ein offenes barrierefreies Haus sein, in dem sich die Besucher*innen wohl fühlen.

Wieviel von der Sammlung können Sie dort zeigen und welchen Schwerpunkt wollen Sie setzen?

Die Sammlung des Kölnischen Stadtmuseums ist historisch bedingt riesig. Wie jedes andere Museum auch, können wir nur einen Bruchteil unserer über 350.000 Objekte präsentieren. Natürlich werden das Highlights der Stadtgeschichte sein wie der Verbundbrief von 1396, aber auch bislang ungezeigte Objekte, zum Beispiel der Anzug von Dirk Bach aus dem Dschungel-Camp …

Vor der eigentlichen Neueröffnung im Herbst gibt es diesen Monat erstmal ein sogenanntes »Pop-Up«. Warum?

Den Kölner*innen soll jetzt schon bewusst werden: In dem ehema­ligen Modehaus passiert etwas. Ein neuer Ort muss in den Köpfen verankert werden, deshalb ist das POP-UP-Event Teil einer Kommunikationskampagne.

Angekündigt ist eine Fotoausstellung mit Bar, das heißt Clubatmosphäre, Drinks und DJs. Die Aufnahmen in der Ausstellung dokumentieren den Wandel vom Modehaus zum Museum. Woher stammen die Exponate?

In der Tat verbirgt sich hinter dem Event eine Art Pop-Up-Bar mit einer kleinen Präsentation. Die Aktion hat eher Lounge- oder Galeriecharakter. Es ist keine »klassische« Ausstellung mit Exponaten. Jedoch erwartet die Besucher*innen ein wirklich großes Objekt, das in seiner Funktion verändert wurde. Lassen Sie sich überraschen.

Apropos Publikum und Innenstadt: Glauben Sie, dass Menschen vom Shopping zur Kultur überlaufen?

Das hoffen wir natürlich! Vielleicht brauchen wir dafür kurzweilige Formate, die auch mit Einkaufstüten Spaß machen. Die Tüten werden selbstverständlich in der Garderobe eingeschlossen.

Beim Stichwort »Motto-Drinks« bekomme ich eher Angst. Braucht es heutzutage ein bisschen Spektakel, damit Kultur Spaß macht?

Das ehemalige Modehaus Sauer ist kein Kaufhaus mehr. Es ist aber ebenso noch kein Museum. Diese Intervention soll die Transformation, die Metamorphose vom Modehaus zum Museum zeigen. Und ja, manchmal braucht es auch andere Formate, vor allem, wenn man aus baulichen Gründen noch keine Möglichkeit hat, mit »klassischen« Ausstellungen an den Start zu gehen und trotzdem den Standort beleben möchte. Ich bin auch fest davon überzeugt, dass sich das Rezeptionsverhalten der Besucher*innen ständig ändert, darauf muss man reagieren. Das eine schließt das andere aber nicht aus.

Nach diesem Teaser folgt im Herbst die eigentliche Eröffnung des neuen Standorts. Was können Sie verraten?

Die große Frage war, wie man 2.000 Jahre Geschichte einer Stadt wie Köln in solch einem begrenzten Raum, der sich über mehrere Stockwerke zieht, ausstellen kann? Die Kuratoren Sascha Pries und Stefan Lewejohann nähern sich dieser Herausforderung kreativ, indem Sie nur einen kurzen chronologischen Abriss in einem der Stockwerke anbieten. »Köln in 30 min« könnte man das nennen. Auf allen anderen Etagen werden emotionale Fragen wie z.B. »Was macht uns Lust« oder »Was bewegt uns« an die Besucher*innen gestellt. Diese aktive Ansprache soll die Museumsbesucher*innen auffordern, sich mit den jeweiligen Themen auseinanderzusetzen.

»Pop Up! Modehaus goes Museum«
Bar + Ausstellung, Minoritenstr. 1, (Eingang Kolumbahof 3)
1.4.–15.5., Mi – Sa 17–22 Uhr