Mit ihrer Kunst bald am Ende? Passage am Ebertplatz

Ausgenutzt

Die Zwischennutzung am Ebertplatz ist nicht gesichert. Das Misstrauen gegenüber der Stadt wächst

Zum Frühlingsanfang ist am Ebertplatz fast alles wie üblich. Auf dem Platz tummeln sich einige Menschen in der Sonne, die Kunsträume in der Passage sind geöffnet. In einem kann man Tischtennis auf dem Betonboden spielen, ein anderer zeigt digitale Collagen, auf denen queere Menschen aus ihrem Leben erzählen.

Eigentlich dürfte es solche Tage heute nicht mehr geben. Denn mit dem Jahr 2021 ist auch die Finanzierung der dreijährigen Zwischennutzung zu Ende gegangen, die der Stadtrat 2018 beschlossen hat. »Wir verbraten gerade das restliche Geld«, sagt Marc Müller und lacht. Müller betreibt das ­Labor, das 2005 der erste Kunstraum in der Passage am Ebertplatz war. »Die Programme, die wir noch finanzieren können, machen wir weiter.« Aber irgendwann ist damit Schluss. Denn der Rat hat zwar die Verlängerung der Zwischennutzung beschlossen, die Stadtverwaltung aber noch kein Konzept präsentiert. Das sorgt für Verärgerung und Verunsicherung unter denjenigen, die seit langem ehrenamtlich am Ebertplatz aktiv sind und ein Kulturprogramm für den Sommer kuratieren wollen wie Marc Müller. »Wir planen ­gerade mit einem Ausmaß an Improvisation, das unangemessen ist.« Schließlich sei es der Wille der Stadt Köln gewesen, den Ebertplatz mit Kunst zu bespielen.

2017 starb dort ein junger Mann bei einem Streit. Als Reaktion wurde der Brunnen wieder angeschaltet, ein Biergarten auf dem Platz eingerichtet und ein Kulturprogramm finanziert — mit Erfolg. Während der wärmeren Monate hat sich der Ebertplatz zu einem Ort entwickelt, an dem sich wieder viele Menschen aufhalten.

Diese Entwicklung sei nun ­gefährdet, so Innenstadt-Bürgermeister Andreas Hupke (Grüne). Er hält es für »völlig ­inakzeptabel«, dass die Verwaltung noch kein Konzept für die weitere Zwischennutzung ­vorgelegt hat: »Wir als Bezirksvertretung werden systematisch außen vorgelassen.« Zur Not will er im April eine Aktuelle Stunde zum Thema ansetzen: »Das zieht eigentlich immer.«

Die noch nicht verlängerte Zwischennutzung nährt ein Misstrauen, das im Verhältnis zwischen der Stadt Köln, der Politik und den Künstler*innen am Ebertplatz schon seit längerem schwelt. Im Rat wurde 2021 beschlossen, für die Umgestaltung des Ebertplatzes zwei Varianten zu prüfen: in der einen würde der Platz ebenerdig neu gebaut, in der anderen soll die Passage zwischen Eigelstein und Agnesviertel erhalten bleiben. Dazu soll es eine Bürgerbeteiligung sowie Gutachten zur technischen Umsetzung oder zum Zustand des Betons geben.

Aber wie weit dieser Prozess fortgeschritten ist, war nicht in ­Erfahrung zu bringen. Bei einem kürzlich erfolgten Informations-Call des Stadtplanungsamts mit der Lokalpolitik habe der Ebertplatz zwar eine Rolle gespielt, sagt Andreas Hupke: »Aber mehr als ›Das ist auf dem Weg‹ wurde da nicht gesagt.« Hupke befürchtet, dass die Verwaltung bei der weiteren Planung des Ebertplatzes eine ­eigene Agenda verfolge und letztlich einen ebenerdigen Umbau wahrscheinlicher mache: »Die ­Politik muss aufpassen.« Auch Marc Müller ist skeptisch. In der Vergangenheit sei etwa versucht worden, über ein Gutachten zum Zustand des Betons die Schließung der Passage vorzubereiten. »Wir werden die Gutachten der Stadt durch eigene Gutachten flankieren«, kündigt er an.

Gerne hätten wir auch die Stadt Köln zu diesem Thema zu Wort kommen lassen. Uns hätte interessiert, was geplant ist, um die Zwischennutzung zu verlängern, und bis wann. Wann die Bürgerbeteiligung beginnt und wie sie aussehen wird. Wie weit man mit den Gutachten ist. Leider hat das Presseamt der Stadt bis Redaktionsschluss nicht auf unsere Anfrage reagiert.