Alles haben Bilderbuch auf ihren letzten Alben getan, um zu verschleiern, dass Gitarrenriffs in ihrer Musik einst eine tragende Rolle spielten. Nun aber das: »Gelb ist das Feld«, das siebte Album der Österreicher, strotzt nur so vor erhebenden Gitarrenmelodien. Nachdem ihre Ambition in den letzten Jahren darin bestand, Pop mithilfe von Experimenten mit Funk, HipHop und Manchester Rave so abstrus wie möglich und trotzdem funkelnd klingen zu lassen, ziehen Bilderbuch nun ein Feld weiter, das eigentlich zu genüge von anderen beackert wurde.  

Also legten Bilderbuch los und schufen sich ein neues stilistisches Spannungsfeld. Es erstreckt sich über Psychedelic Pop und Indie der 1980er, Soft- und Yacht Rock der 1970er bis hin zu den Pionieren des Britpop. Diverse Male klingen The Smiths durch, aber auch Bruce Springsteen und Kurt Vile oder gar die frühen U2. Die Stimmung, die Bilderbuch aus diesen Einflüssen verknüpft, verbindet ihren ureigenen Schmäh mit schwitzender Romantik, flirrender, vielleicht drogeninduzierter Psychedelik und einem Schuss sommerlicher Frivolität. Ein weites Feld also, dass sich auf dem Album über 15 Songs erstreckt und in hymnischem Pop zuspitzt, vor dem Bilderbuch nie zurückschreckten, solange er ihren Gesetzen folgte.

Zu den auf diese Weise entstandenen Song-Höhepunkten gehören die Vorab-Singles »Schwarzes Karma« und »Zwischen deiner und meiner Welt«, aber auch »For Rent« oder ein Rocker wie »Golden Retriever«. Allesamt Songs, die ein erstklassiges Songwriting-Handwerk mit herausragenden Gitarrenarrangements offenbaren, ohne dass Bilderbuch dies an irgendeiner Stelle erzwungen oder zu sehr gewollt hätten. Seine Extraklasse hat das Quartett sowieso schon vor Jahren unter Beweis gestellt, mit »Gelb ist das Feld« folgt nun die Kür auf neuem Terrain.

Das Album ist überragend gut, speziell für eine Band aus dem deutschen Sprachraum. Es ist nach den eher experimentellen Werken »Mea Culpa« und »Vernissage My Heart« wieder ein Pop-Höhepunkt in der Güteklasse von »Magic Life«. Allerdings haben Bilderbuch es für ihr neues Album sogar geschafft, sich noch einmal neu zu erfinden!