Brutal gekürzt: »Töte Amigo«

Vergesst Tarantino!

Zwei Italowestern-Doppel im Filmclub 813

Allzu viel passiert in Sachen Filmgeschichte gerade nicht in Köln. Nutzen wir diesen kulturell schmalhansigen Moment, um detaillierter auf eine Schiene des Filmclub-813-Programms zu gucken, der hier bislang nicht genug Aufmerksamkeit geschenkt wurde: dem Dauerbrenner »Die gnadenlose Welt des Italowestern«, stets präsentiert als Doppelpack. Das erste in diesem April ist Enzo Girolami Castellari gewidmet, jenem Meister des Actionspektakels auf überschaubarer Budgethöhe, dessen Namen einem Tarantinos merkwürdig substanzlos klingendes Dauergehype etwas madig gemacht hat. Muss man einfach vergessen, und sei es auch nur, weil in seinen eigenen Werken davon gestalterisch eigentlich nichts zu finden ist.

Tarantino inszeniert nicht so knallig-knüppelig auf Effekt-vor-Transparenz wie Castellari, und auch sein Tonfall ist nie so rüde-robust. Sowohl »Leg ihn um, Django« (1967) als auch »Drei ausgekochte Halunken« (1968) sind prima Beispiele dafür, wobei letzterer mit seiner angenehm volkstümlich-derben Komik (was

von Slapstick bis zu toll doofen Sprechdrehern reicht) so seine lieblichen Geschmacksuntiefen hat. Schaut man sich die beiden Filme direkt nacheinander an, kann man auch sehr gut sehen, wie »Drei ausgekochte Halunken« im Prinzip eine Variation der Motive von »Leg ihn um, Django« ist.

Das zweite Doppelpack steht ganz im Zeichen der linken Kulturgeschichte und Mexikos, ist doch »Das Gold von Sam Cooper« (1968) des formidablen Giorgio Capitani eine Kryptoadaption von B. Travens »Der Schatz der Sierra Madre« (1927), alldieweil Damiano Damianis »Töte Amigo« (1966) so etwas wie das Modell des Revolutions-Italowestern ist.

Ein Problem der Reihe kommt hier brutal durch: Es laufen nur bundesdeutsche Verleihkopien, was im Falle von Damianis Monument bedeutet, dass dem Film etwa eine halbe Stunde fehlt. ­Wobei das auch zur Legende um »Töte Amigo« gehört, der zu seiner Zeit in vielen Verleihgebieten auf alle möglichen Längen runtergehackt wurde, da er aus Auswertersicht zwischen allen Stühlen saß: Man hielt ihn für zu ­würzig-genrefest für die Kunst­kinobourgeoisie und zu dialogdicht-intellektuell für Otto Normalkinobesucher — also alles, was ihn so grandios macht, galt als Problem. Hier sieht man nun eine der Lösungen, die sich das Kinokapital so angemaßt hat. Ist ja manchmal ganz lehrreich.

Infos: filmclub-813.de