Bald achtspurig? Mehrere Initiativen machen gegen den Ausbau der Rodenkirchener Brücke mobil, ©Superbass / CC-BY-SA-4.0 (via Wikimedia Commons)

Gremberger Wäldchen in Gefahr

Beim Neubau der Rodenkirchener Brücke wird die A4 verbreitert — mit Folgen für das Gremberger Wäldchen

Während die Stadtverwaltung ständig Pressemitteilungen zur Verbesserung des Radverkehrs verschickt, werden die womöglich weitreichenderen verkehrspolitischen Entscheidungen bislang in der Öffentlichkeit kaum diskutiert. Das ändert sich gerade. So schlagen momentan die Wellen hoch, weil wieder über die Ost-West-Achse der KVB vom Heumarkt bis über die Ringe diskutiert wird. Das Thema hatte 2018 für Streit im damaligen Ratsbündnis von CDU und Grünen ­gesorgt, so dass man die Entscheidung lieber vertagte. Jetzt aber steht sie bald an.

Ab Ende April wird ein sogenanntes Begleitgremium tagen — unter Ausschluss der Öffentlichkeit, wie unter anderem die Linke im Stadtrat sowie das Kölner Bündnis Verkehrswende kritisieren. Dabei würden Entscheidungen getroffen, »welche massive Auswirkungen auf Stadtbild, Verkehrslösungen und auch Klimaschutz haben werden«. Die Kritiker wollen einen neuen U-Bahn-Bau in der Innenstadt verhindern und stattdessen den Stadtbahnverkehr oberirdisch verbessern und außerdem auch den ÖPNV jenseits der Innenstadt stärken. Doch nicht alle Großprojekte stehen in der Verantwortung von ­Politik und Verwaltung in Köln — ­jedenfalls nicht direkt. Das betrifft vor allem die drei großen Brückenprojekte am Rhein, für die Land und Bund zuständig sind. Da ist zum einen die Leverkusener Brücke, deren Abriss und Neubau sich erheblich verzögert. Mit der Folge, dass der LKW-Verkehr die Straßen der Stadtteile im Norden belastet. Im Kölner Süden wiederum ist die »Rheinspange 553« geplant, ebenfalls eine Brücke für den Autoverkehr und ohne ÖPNV. Allerdings sollen in einigen Jahren auch die KVB-Linien 7 und 17 über den Rhein verbunden werden — mit ­einer weiteren Brücke (siehe ­Stadtrevue 4/2022). Und dann ist da noch der Abriss und Neubau der Rodenkirchener Brücke, samt Ausbau der Autobahn A4 auf acht Spuren, mit gravierenden Auswirkungen auf die Uferbereiche, etwa in Poll, aber auch auf das Gremberger Wäldchen am Autobahnkreuz.

Dagegen regt sich nun Protest. Wird das Wäldchen am Autobahnkreuz Köln-Gremberg zum kölschen Hambi? Einiges spricht ­dafür. Denn Wald für ein Großprojekt zu zerstören — das ist seit den Protesten gegen RWE im Rheinischen Revier ein starkes Symbol für eine falsche Politik geworden.

Renate Schölzel vom Linke-­Ortsverband Porz kritisiert, dass ein verbesserter ÖPNV als Alter­native zum Autobahnausbau gar nicht in Betracht gezogen worden sei. Zudem müsse der ­Güterverkehr auf die Schiene ­verlagert werden. Schölzel kritisiert außerdem, dass die Menschen in Porz und Poll nicht ­ausreichend über das Vorhaben ­informiert worden seien. So sieht es auch Petra Heller von der Initiative »A4-minus«. Bei den Berechnungen für den Ausbau der A4 würden Aspekte des Klimaschutzes nicht ausreichend berücksichtigt. »Wir brauchen eine neue Begutachtung«, so ­Heller. Es gehe nun darum, die vielen Initiativen zu bündeln.

Auf einem »kritischen Waldspaziergang« hat die Initiative im März rund hundert Teilnehmer gezählt. Anfang Mai wird es ein erstes Treffen, das nicht online stattfindet, geben. »Die Beschränkungen aufgrund der Pandemie haben es uns nicht leicht gemacht«, sagt Heller. »Aber jetzt wird es losgehen, wir stehen erst am Anfang unserer Proteste.«