Manfred Kreische: 1961 –2022

Der Unermüdliche Manfred Kreische ist tot.

Ein Nachruf

»Ja, hallo, mein Name ist Manfred Kreische, einige von Ihnen kennen mich vielleicht schon.« Es gab kaum eine Bürgerinformation, kaum ein Beteiligungsverfahren, auf dem Manfred Kreische aus Kalk sich nicht zu Wort meldete. Meist hatte er in seiner ­Umhängetasche viele Unterlagen ­dabei, die er irgendwann hochhielt. Beschlussvorlagen, Ausschussprotokolle, Gutachten, Leitbilder — oft viele Jahre alt, von Politik und Verwaltung vergessen. Manfred Kreische war auch ein Stadtarchiv.

Auf dem Podium machte sich Nervosität breit. Da konnte man jemandem nichts vormachen. Es war beeindruckend, was Manfred Kreische zu Tage förderte — auch für uns Journalisten, denen er Hinweise gab, ungebeten und mit sanftem Nachdruck. Auch in der Stadtrevue tauchte er auf — oft ­unangekündigt, immer mit Neuigkeiten. Er wolle nicht stören, sagte er dann, er könne warten.

Er legte Flugblätter, Broschüren, ­Visitenkarten auf den Tisch, er wollte immer auch Menschen miteinander in Kontakt bringen. Dann ging er zum Kopierer und kopierte, oft eine halbe Stunde oder länger — immer auch einen Stapel für die ­Redaktion, zur Lektüre.

In seinen E-Mails mit großen, offenen Verteilern verwendete Manfred Kreische viele Ausrufezeichen. Er trat für Demokratie und Menschenrechte ebenso ein wie für Transparenz. Ich muss aufpassen, dass ich die Leute nicht vor den Kopf stoße, sagte er mal. Es fiel ihm schwer, weil er so oft auf Ignoranz stieß bei jenen, die sich seiner Meinung nach in ihrem Amt mehr für die Stadt und die Menschen einsetzen sollten.

Im Gespräch war er immer freundlich, nie harsch wie in den Mails. Mit den Jahren kam auch mal Persönliches zu Wort, aber nur kurz. Manfred Kreische mochte Lindy Hop, und er hatte zum Buddhismus gefunden. Wenn er sich zu einer Kritik der Kölner Zustände aufschwang, ­endete sie meist in einem resignierten Lachen. Na ja, sagte er dann, und nahm seine Unterlagen, um aufzubrechen.

Der letzte Kontakt mit ihm war ein kurzes Telefonat, in dem er auf eine Veranstaltung hinwies. Er wirkte gut gelaunt und schickte sogleich eine E-Mail hinterher, mit vielen Ausrufezeichen und Anhängen. Danach hörte ich nichts mehr von ihm. Manfred Kreische wird uns allen fehlen. ­Jenen, die ihn kannten, aber auch jenen, die von seinem Engagement profitierten, ohne ihn zu kennen. Am 13. April ist Manfred Kreische in Köln gestorben. Der Unermüdliche ist zur Ruhe ­gekommen.