Rauchen ohne Filter: Restaurants an der Weidengasse

Geruch, amtlich ­bestätigt

Grill-Restaurants am Eigelstein müssen Filter einbauen

Erst war es nur ein einsames Restaurant mit Holzkohlengrill, das vor mehr als zwanzig Jahren in der Weidengasse eröffnete. Dann wurde ein Trend draus: 2016 gab es insgesamt sechs derartige Lokale auf der kurzen, türkisch geprägten Meile im Eigelsteinviertel. Was die Kunden anzog, missfiel immer mehr Anwohnern: Sie klagten über den Rauch, der zuweilen das halbe Veedel einhüllte, und fürchteten Gesundheitsschäden.

»Seit fünf Jahren versuchen wir, die Gastronomen zu einer gütlichen Lösung zu bewegen«, sagt Burkhard Wennemar vom Bürgerverein Eigelstein. Sie recherchierten nach Filteranlagen und vermittelten Kontakte zu Herstellern. Doch nichts tat sich. Der juristische Weg kam nicht in Frage: Gewerbliche Holzkohlegrills fallen nicht unter das Bundesimmissionsschutzgesetz. Eine Untersuchung durch das Fraunhofer-Institut für Bauphysik im vergangenen Jahr kam zwar zu dem Ergebnis, dass Holzkohlegrills enorme Mengen Feinstaub und teils krebserregende Stoffe produzieren. Doch was sie in die Luft pusten, wird von keiner Stelle überwacht. »Deshalb mussten wir den Umweg über den Geruch gehen«, sagt Burkhard Wennemar. Für die Produktion von Gerüchen in Wohngebieten gibt es nämlich durchaus Grenzwerte. Wennemar: »Wo Geruch ist, ist immer auch mit erhöhten Konzentrationen giftiger Schadstoffe zu rechnen.«

Auf Druck des Bürgervereins gab das städtische Umweltamt ein Gutachten in Auftrag. Ein Ingenieurbüro entnahm im Sommer 2021 Proben an Entlüftungsanlagen mehrerer Restaurants, fünf davon hatten einen Holzkohlengrill. Anhand eines Modells berechnete das Büro, an wie vielen Stunden pro Tag Gerüche aus den Restaurants an unterschiedlichen Orten in der Weidengasse, im benachbarten Stavenhof oder am Gereonswall wahrnehmbar sind. Laut einer Bundesrichtlinie darf dies in gemischten Wohn- und ­Gewerbegebieten an einem Zehntel des Tages, also an 2,4 Stunden, der Fall sein.

Anfang Juni wurde das Gutachten in der Bezirksvertretung Innenstadt vorgestellt. Die Ergebnisse sind eindeutig. Schon ein einziges Restaurant mit Holzkohlengrill kann bei zwölf Stunden Betriebszeit täglich dafür sorgen, dass der Grenzwert etwa an der Kreuzung von Weidengasse und Gereonswall überschritten wird. Wenn alle Holzkohlegrills zwölf Stunden laufen, sind die gesamte Weidengasse und der gesamte Stavenhof betroffen. Kommen nun noch die anderen Restaurants ohne Grill dazu, weitet sich das betroffene Gebiet zum Hansaring, dem ­Eigelstein und der Torburg aus.

»Nichts ist so wichtig gewesen wie dieses Gutachten«, sagt Grünen-Politiker Andreas Hupke, ­Bezirksbürgermeister der Innenstadt. Damit sei die Grundlage gelegt, dass die Verwaltung Auflagen für die Gastwirte machen könne. »Die Betreiber müssen nun Maßnahmen ergreifen«, sagt Konrad Peschen, Leiter des Umweltamts. Dazu gehören etwa ein System zur Abluftreinigung, auch höhere Schornsteine würden helfen. Peschen ist zuversichtlich, dass dies auch geschieht. Das Umweltamt sei mit den derzeit fünf Holzkohlen-Restaurants in Kontakt, davon habe eines schon erklärt, künftig auf den Grill zu verzichten. Die anderen vier haben bis Mitte August Zeit, bei den Herstellern Angebote für eine Reinigungsanlage »nach dem Stand der Technik«, wie es in der Verordnung heißt, einzuholen. Dann will man sich wieder ­zusammensetzen. »Es ist uns wichtig, dass dies alles kommunikativ gelöst wird«, sagt Peschen. In der Zukunft will er das Gutachten ­nutzen, um bei der IHK oder dem Gaststättenverband Dehoga für ­einen Einbau weiterer Anlagen zu werben.