Oans, zwoa, gsuffa: Daniel Christensen

Guglhupfgeschwader

Ed Herzogs neuer Eberhofer-Krimi ist ein seltenes ­Beispiel gelungenen deutschen Populärkinos

Ed Herzog, Mitbegründer des ­Kölner Filmclub 813, konnte ­während der Vorbereitungen zu »Dampfnudelblues« im Sommer 2012 wohl kaum ahnen, dass der Polizeihauptmeister Franz Eberhofer bis auf weiteres sein Schicksal werden sollte. Der komisch-melancholische Heimatkrimi war ein derartiger Erfolg, vor allem in Süddeutschland, dass gleich im Folgejahr mit »Winterkartoffelknödel« der nächste Eberhofer am Start war.

Seit dem dritten Film der Serie, »Schweinskopf al dente« (2016), kam fast jedes Jahr im August ein weiteres Werk aus der narrischen Saga um den Dorfpolizisten in die Kinos. Zu den weiteren Stammfiguren gehören Eberhofers bester Freund wie ­Ex-Kollege Birkenberger, der dauernd zugekiffte Althippie-Papa, die durch nichts aus der Ruhe zu bringende Oma sowie diverse weitere Lokalhonoratioren und -originale. Alle Filme wurden ­gestaltet von Herzog, der diesen Adaptionsmarathon der Bücher von Rita Falk immer mit denselben Schauspielern und wenn möglichen derselben Crew realisiert. Man muss in die alte BRD zurückgehen, um etwas ähnliches im hiesigen Populärfilmalltag zu finden.

»Guglhupfgeschwader« kann man auch wunderbar schauen, wenn man noch nie einen Eberhofer-Krimi gesehen hat. Der Fall selbst ist wie immer weniger zur Spannungsmache da als ein Grund, den Figuren etwas zu tun zu geben: Es geht um einen mysteriösen Brandanschlag auf die Lottoannahmestelle, bei dem die Ladenbesitzerin ums Leben kommt. Wobei das eigentliche Movens der G’schicht bloß lateral mit der Ermittlung verbunden ist: Was Eberhofer diesmal wirklich umtreibt, ist ein Millionensieg-Lottoschein, der nicht da ist, wo er sein sollte.

Wie aller Eberhofer-Krimis lebt auch dieser vom brillanten Drehbuch und den Schauspielern — darunter bayrische Schwerstgewichte wie der unvergleichliche Eisi Gulp und Sigi Zimmerschied —, die es hinkriegen, ­Charakter und volkstümlicher Typ zugleich zu sein. Und wenn »Guglhupfgeschwader« an der Oberfläche wenig mehr ist als ein Windhauch, dann entspricht das exakt Herzogs weltweisem Ansatz, der halb am alten Hollywood, halb an der französischen Poesie des Flüchtigen, Augenblicksgedankten orientiert ist. Das macht »Guglhupfgeschwader« zu einem raren Meisterwerk lokalen Populärkinos.

D 2022, R: Ed Herzog, D: Sebastian Bezzel, Simon Schwarz, Lisa Maria Potthoff, 97 Min. Start: 4.8.