Nicht nur buchstäblich als Bindeglieder zu sehen: Hanin Tarek & Amina Abouelghar befassen sich mit den Kölner Brücken, Foto: Grégoire Verbeke

Kunst über dem Rhein

Ein Ausstellungsprojekt versetzt (nicht nur) die Mülheimer Brücke in Schwingung

Die grauen und grünen Ungetüme, die über dem Rhein schweben, sind oft schwer zu erklimmen. Mühselig müssen Fahrräder hinauf geschoben werden und selbst auf zwei Rädern kann es eine Weile dauern, bis man auf die andere Seite gelangt. Doch die acht Kölner Brücken sind unverzichtbar und ihre Architektur ikonisch. An ihnen kann die Stadtgeschichte seit der Industrialisierung nachvollzogen werden. Mehr als das: Sie verbinden die linke mit der rechten Rheinseite und damit die unterschiedlichsten Kölner Stadtteile. Die Brücken erweitern die Stadt und bieten zusätzliche Fläche — auch zur Diskussion über die Stadt und ihren Wandel.

Internationale wie lokale Künstler*innen werden sich im Rahmen des Performance- und Ausstellungsprojekts »Über Brücken — Bridging« nun ein Jahr lang diesen Brücken und ihren lebendigen Geschichten widmen. In einem Zeitraum von zwölf Monaten rücken sieben Projekttage je eine der sieben Brücken in den Fokus und bespielen sie mit künstlerischen Arbeiten.

Mit dem Errichten der Mülheimer Brücke wurde die zuvor eingemeindete Stadt Mülheim nicht bloß mit Köln verbunden, sondern endlich integriert. Sie ist das Thema des ersten Projekttages, der am Wiener Platz beginnt und in einer gemeinsamen Überquerung der Brücke mündet. Auf der Strecke zwischen dem belebten und chaotischen Platz in die grünen Wiesen des Rheinufers sind skulpturale (Olga Monina und Franca Scholz), tänzerische (Amina Abouelghar mit  Hanin Tarek) und kulinarische (Paula Erstmann) Interventionen vorgesehen.

Die Künstlerin Nouria Behloul nimmt die historischen Begebenheiten rund um die Brücken in eine performative Audio-Text Collage auf, die sie zu Beginn jeden Projekttags ergänzt und erweitert. Diese Arbeit überspannt somit alle Projekttage und alle Brücken von Nord nach Süd: die Reihenfolge, in der die Brücken begangen werden.

Die Kuratorinnen des Projekts Elena Malzew und Lisa Klosterkötter suchen immer wieder nach Nischen zwischen Institutionen, der freien Kunstszenen und dem öffentlichen Raum, um sie mit Kunst und Kultur zu bereichern. Nun sind es die Kölner Brücken — Zwischenorte, die von einem zum anderen Ort führen, nah und fern zusammenrücken und Mythen und Träume versammeln. Die Brücken verbinden nicht nur, sie vermitteln auch zwischen den beiden Seiten Kölns, den Stadtteilen — nun auch mit Kunst. 

»Über Brücken — Bridging«,  Performance- und Ausstellungsprojekt im öffentlichen Raum in Köln
September 2022 bis September 2023 Erster Projekttag: 10. September 2022
Treffpunkt: 16 Uhr am Wiener Platz.
Instagram: @bridging_cologne