Szenen einer Trennung: Heinz Simon Kellers »Spiel nach Ingmar Bergman«, Foto: Oliver Strömer

Plötzlich Schluss

»Szenen einer Ehe« wird im Theater der Keller als ­Vier-Personen-Stück neu aufbereitet

Ob das alles nur ein Spiel sei, fragt sich Marianne zweimal im Bühnensaal des Kellertheaters. Dort haben Intendant Heinz Simon Keller (Regie) und Ulrike Janssen (Dramaturgie) das Ehedrama von 1973 zur Grundlage eines »Spiels nach Ingmar Bergman« gemacht. Barbara Fernandez und Valentin Stroh sind Marianne und Johan, deren Ehe nicht mehr zu retten ist. In einer Einleitung, in der alle sich vorstellen, erweisen sich die überschüssigen Darsteller Jan Sabo und Laura Janik als namensgleiche jüngere Alter Egos von Marianne und Johan. Und dann geht es schon los: Johan wartet mit der Neuigkeit auf, sich in eine Studentin namens Paula verliebt zu haben. Was von Bergmann übrig bleibt, sind also nur die Szenen einer Trennung.

Was an der Ehe falsch gewesen sein soll oder ob überhaupt nur dieser dämliche »Zufall« mit der Paula schuld ist, darüber ist Familienvater Johan sich nicht ganz im Klaren. Die Sympathien hat die genügsame Marianne auf ihrer Seite, der die Ehe ein festes Fundament bedeutete, das sie sich zunächst zurückwünscht, später dann nicht mehr.

Die Orientierungslosigkeit nach dem Bruch überträgt Keller in eine Art personelle Beliebigkeit. Er exerziert die Krise in verschiedenen Konstellationen mit den Darstellern durch: Mal macht die Frau mit dem Mann Schluss, mal der Mann mit dem Mann. Bergmanns Dialoge werden so weit wie möglich aufrechterhalten, die in ihnen angelegten Möglichkeiten aber mit Blick auf gewandelte Verhältnisse neu ausgelotet. Zum Einsatz kommt dabei viel Körpersprache. Welche Verhaltensformen, welcher Umgang miteinander, welche Machtverhältnisse sind mit Ehekrisen verbunden? Der experimentelle Ansatz nimmt dem Stück den Stachel und lenkt den Blick auf zwischenmenschliche Kommunikationsformen, ohne dass der erzählerische Faden abreißt — schnell beginnen sich die Varianten zu überlagern, zu ergänzen.

Fernandez und die anderen haben den Geist Bergmannscher Kammerspiele verinnerlicht. Stroh gibt Johan einen starken neurotischen Anstrich. Schwungvoll und volatil kommt Johans hedonistische Seite in Form von Jan Sabo daher, der ebenso wie Laura Janik nicht in den Komplex Ehe einsteigt, sondern sich auf offenere Beziehungsformen bezieht.

Kleine, aber feine Produktion, minimalistisch eingerichtet.

Theater der Keller, 15. & 29.10., 20 Uhr; 16.10., 18 Uhr