Im Kino spielt die Musik

Zaubern in der Krise

Das Filmhaus startet die Reihe »Too Much Harmony«, um Kino als Gemeinschaftserlebnis zu stärken

Gefühlt scheint die Pandemie Vergangenheit, doch der stete Strom schlechter Nachrichten sorgt dafür, dass »Krise« wohl inzwischen den gesellschaftlichen Normalzustand beschreibt. »Ich habe den Eindruck, dass viele Menschen sehr erschöpft sind«, so Vera Schöpfer, Geschäftsführerin des Filmhaus Köln. Schon vor einiger Zeit habe sie sich mit dem Theaterleiter des Filmhauses, Henner Branding, darüber ausgetauscht, welche Art Film »gut für die Seele« sei. Auch mit Blick auf die gleichbleibend niedrigen Kinobesucherzahlen »haben wir überlegt, wofür das Kino gerade jetzt da sein kann.« Ergebnis ist die neue Filmreihe »Too Much Harmony«, die das Filmhaus mit vier Abenden im Oktober startet.

Gezeigt werden die Culture-Clash-Komödie »My Big Fat Greek Wedding«, das Kurzfilmprogramm »Harmonic Noise«, der Marianne Sägebrecht-Klassiker »Out of Rosenheim« und »Another Year« von Mike Leigh. Verbindende Klammer ist, »dass alle Filme auf ihre Art Krisen behandeln, aus denen die Protagonist*innen gestärkt hervor gehen und dabei eine gewisse Resilienz entwickeln, vor allem, weil sie Teil einer Gemeinschaft sind«, erklärt Schöpfer. Ein wichtiger Aspekt der Reihe. »Bei einem Aufenthalt in Paris habe ich nach einem Kinobesuch erlebt, dass sich fast alle Zuschauer*innen im Café wiederfanden und über den Film redeten«, erinnert sie sich. »Und ich dachte, ob es nicht toll wäre, wenn das öfter klappen würde.« Darum ist das Publikum nach jeder Vorstellung im Rahmen von »Too much Harmony« eingeladen, im Foyer des Filmhauses zu verweilen, um sich auszutauschen. Anknüpfungspunkte soll jeweils ein auf den Film bezogenes Angebot liefern. »In ›Out of Rosenheim‹« spielt ein Zauberkoffer eine gewisse Rolle, darum werden wir gemeinsam mit einer Zauberkünstlerin Zaubertricks lernen. In ›Another Year‹ geht es auch ums Gärtnern, darum organisieren wir im Anschluss eine Pflanzen- und Saatgut-Börse.«

Schöpfer sieht das als Versuch, ästhetischen Genuss mit zwischenmenschlichen Begegnungen zu verbinden. »Ob es funktioniert, werden wir sehen«, sagt sie. »Es ist sicherlich keine Lösung für den Krieg in der Ukraine, aber wir wollen mit diesem Angebot eine Möglichkeit aufzeigen, wie man sich in einer Gemeinschaft gegenseitig stärken kann.« 

»Too Much Harmony«-Oktobertermine: »Big Fat Greek Wedding«, filmhaus-koeln.de