Parken kann man, eingekauft wird aber woanders: Leerstand an der Mittelstraße

Es geht nicht leer

Auf der einst noblen Mittelstraße schließen die Geschäfte. Die Politik sucht nach Lösungen

Früher  reihten sich an der Mittelstraße Luxus-Boutiquen aneinander, in den Schaufenstern Mode und Schmuck, auf den Parkplätzen davor Sportwagen. Doch auf den gut 200 Metern zwischen St. Aposteln und Rudolfplatz stehen immer mehr Geschäfte leer. Ein erster Handy-Shop hat eröffnet, was als Hinweis für den Niedergang von Einkaufsstraßen gilt.

Nur noch wenige Geschäfte sind inhabergeführt, Filialisten haben übernommen — und sind sofort weg, wenn es sich nicht rentiert. Die Immobilien gehören oft Fonds, die auf Rendite aus sind. Wie die Straße sich ansonsten entwickelt, kümmert sie nicht. Juwelier Arnd Böcking von der IG Mittelstraße hat sich in einem Brief an OB Henriette Reker gewandt. Doch was können Politik und Stadtverwaltung tun?

»Die Krise begann mit dem Online-Handel und wurde durch Corona verstärkt«, sagt Sabine Pakulat (Grüne), Vorsitzende des Ausschusses für Stadtentwicklung. Dass der Leerstand von Hohe Straße und Schildergasse auf die Mittelstraße übergreift, geschehe fast zwangsläufig. Das Erscheinungsbild der Straße sei aber nicht schuld. »Ich habe früher dort gearbeitet, die Straße sah aus wie heute und die Geschäfte hatten genug Kundschaft«, sagt sie. »Die Politik kann wenig Einfluss auf das Kaufverhalten der Menschen nehmen oder auf die privatrechtlichen Mietverträge der Geschäftsinhabenden.« Politik sei aber für Qualität und Erhalt des öffentlichen Raums zuständig und nehme diese Verantwortung auch wahr.


Der Rudolfplatz ist ein Problem. Er ist unattraktiv. Niemand geht von dort in die Mittelstraße
Dirk Michel, CDU

Der Vorsitzende des Wirtschaftsausschusses, Dirk Michel (CDU), sagt: »Es fehlt die Frequenz auf der Mittelstraße.« Zwar kämen viele Menschen in die Innenstadt, weil Köln kulturell und gastronomisch attraktiv sei. »Aber sie gehen nicht auf die Mittelstraße, sondern auf die Ehrenstraße.«

Für Hohe Straße und Schildergasse hat die Stadt gerade ein »Leitbild Handelslagen« vorgestellt. Darin wird als Grund für die Leerstände auch fehlende Aufenthaltsqualität am Neumarkt genannt. »Darunter leidet auch die Mittelstraße«, so Dirk Michel. »Aber das größere Problem ist der Rudolfplatz. Niemand geht von dort in die Mittelstraße, der Platz ist unattraktiv.«

Dass die Plätze schöner werden, damit man dort verweilen möchte, um dann weiter durch die Stadt zu bummeln, könnte eine Lösung sein. Doch kaum ein Platz in der Innenstadt ist entsprechend gestaltet, schon gar nicht Rudolfplatz und Neumarkt.

Den Neumarkt möchte Michel auf der Nordseite vom Autoverkehr befreien, die Mittelstraße wäre so besser für Fußgänger angebunden. Michel bringt auch eine Tiefgarage am Neumarkt wieder in die Diskussion. Denn viele Kunden seien gewohnt, mit dem Auto zu kommen. »Egal, wie man politisch dazu steht«, so Michel. »Aber wenn man es etwa Menschen aus Bensberg erschwert, nach Köln zu kommen, fahren die halt mit dem Auto nach Siegburg oder Düsseldorf.«

Auf seiner Homepage schreibt Juwelier Böcking: »Ihr Weg zu uns führt Sie übrigens durch das Apostel-Viertel, eine der reizvollsten Ecken der Kölner Innenstadt.« Parkmöglichkeiten sind ebenfalls angegeben.