Helau!

Wieder ist kein Konzept erkennbar, wie die Stadt mit den Feierwütigen am 11.11. fertig werden will

Es ist ein Freitag. Der Start der diesjährigen Karnevalssession fällt auf den Start ins Wochenende. Was für Feiernde eine gute Nachricht ist, könnte auf den Straßen zum Problem werden: Am Elften im Elften, dem ersten Fastelovend wohl ohne Corona-­Auflagen, droht Köln ein Ansturm der Feierwütigen.

Im Zentrum von Party und Debatte steht mal wieder das Kwartier Latäng. Auf der Zülpicher Straße waren die Exzesse zuletzt besonders massiv. 2017, als der 11.11. auf einen Samstag fiel, berief die Stadt Köln wegen der Verwüstungen den Runden Tisch Karneval ein. Im vergange­nen Jahr machte die überfüllte Feiermeile inmitten der Pandemie Schlagzeilen. Kölns Ballermann-Image schaffte es bis in die New York Times.

Seit Jahren arbeitet die Stadtverwaltung an Konzepten, um derlei Exzesse einzuhegen. Dass es in den vergangenen Jahren vergleichsweise ruhig zuging, lag aber vor allem an der Pandemie. Diesmal rechnen Gastronomen mit einem 11.11., »wie wir ihn noch nie gesehen haben«. Doch die Ideen, wie man mehrere Zehntausende Feierwütige unter Kontrolle halten will, stehen in der Kritik. Die Stadt plant dem Vernehmen nach, den Eingang zur Zülpicher Straße nur am Bahnhof Süd zu ermöglichen und auch die Nebenstraßen mit Programm zu bespielen. So soll die Zülpicher Straße entlastet werden. Die IG Gastro kritisiert die »dümmste und gefährlichste Idee, die es in Köln seit langer Zeit gegeben hat«. Man fürchtet, dass noch mehr Menschen angezogen werden und ein einziger Zugang für Panik sorgen könnte. Auch das Festkomitee Kölner Karneval fühlt sich übergangen.

Die Probleme sind in diesem Jahr zwar besonders groß, aber nicht neu. Und sie sind hausgemacht. Köln hat sich in der Konkurrenz der Städte über Jahre als »Karnevalshochburg« vermarktet. Der Preis sind Verwüstung und Bilder, die Stadt und Karneval in Verruf bringen. An Büttenreden oder die Schull- und Veedelszöch denkt längst niemand mehr, wenn er vom Karneval in Köln hört. Die Stadtspitze scheint vor dem feiernden Mob zu kapitulieren. »Machen wir uns nichts vor: Schön wird der 11.11. auch dieses Jahr nicht«, sagte Henriette Reker jüngst dem Kölner Stadt-Anzeiger. Die Frage sei, inwieweit man überhaupt steuern könne, ob Menschen zum Feiern nach Köln kommen. Das klingt aufrichtig, aber nicht eben danach, als sei die Oberbürgermeisterin von den Konzepten ihrer eigenen Verwaltung um Stadtdirektorin Andrea Blome überzeugt.