Louis de Funès: »Ah! und Oh!« im Krieg der Systeme

Stimmungen

Original und DEFA sowie japanische Glückssuche

Der Filmclub 813 kultiviert weiter seinen DEFA-Fetisch, wenn auch diesmal nur halb geglückt. Zu sehen ist eine Handvoll DEFA-Synchronisationen internationaler Klassiker. Prima Sache, die allerdings nur dann funktioniert, wenn man die bundesdeutschen Versionen vergleichshalber offeriert. Bei Serge Korbers Meisterwerk »L‹homme orchestre — Alles tanzt nach meiner Pfeife« (1970/1971) könnte man glauben, dass jeder die zu diesem Zeitpunkt meistbeschäftigte Louis -de-Funès-BRD-Stimme Gerd Martienzen im Kopf hat und daher sofort den Unterschied zu DEFAs Bert Brunn hört — leider hilft das nicht bei Fragen der Wortwahl, da die DEFA tendenziell textgenauer sychronisierte als ihre BRD-Pendants. In den besten Fällen waren die DEFA-Versionen Synchronisationen im besten Sinne, nämlich Versuche kongenialer Übertragungen der Originale ins Deutsche — die BRD-Fassungen populärer Filme hingegen waren oft lokalspezifische Neuschöpfungen, bei denen vom Originaltext wie auch dem Timbre oder der Stimmung manchmal nur wenig übrigblieb. In den bundesdeutschen 60er und 70er Jahren gilt gerade für Komödien, dass man die Synchron-Regisseure, allen voran Rainer Brandt, als Co-Auteurs dieser Fassungen verstehen muss. Was einem bei dieser vergleichswerklosen Präsentation ebenfalls entgeht, sind Unterschiede im Schnitt: In der BRD-Fassung von »L’homme orchestre« etwa fehlen mehrere Gesangsnummern, während die DEFA-Fassung ungeschnitten ist. Ähnliches gilt für Lewis Gilberts »Johnny on the Run — Johnny als Detektiv« (1953). In diesem Fall ist die DEFA-Version sub­stanziell kürzer.

Im Japanischen Kulturinstitut sucht man »Das wahre Glück«. Herausgehoben seien drei Filme: Yamada Yōjis »Tora wird Priester« (1983), weil jeder Yamada-Film ein Stück Glück ist. Okita Shūichis »Mori, das Habitat eines Künstlers« (2018), weil Okita zu den fünf größten international unbekannten japanischen Filmemachern der Gegenwart gehört, in dessen Schaffenszentrum die Suche nach dem Selbst und dann dessen Verteidigung gegen die Welt steht. Und schließlich Kuroki Kazuos finales Meisterwerk, »Die Jugend der Kamiya Etsuko« (2006), in dem es um die quasi antisozial subversive Gewaltigkeit des Willens zum Glück geht. Drei Monumente des Kinos, die man sich auch im regulären Kinobetrieb gewünscht hätte — statt nutzloser Franzosenweinkomödien.

Mehr zu den Programmen auf jki.de und filmclub-813.de