Gehen gleich los: »Runners« von Hippana.Maleta, Foto: Bernadette Fink

»Zeit für Zirkus«

Ein neues Festival bringt den zeitgenössischen Zirkus auf die Bühnen in Köln

Ein Löwe, der durch einen brennenden Ring springt. Eine Seiltänzerin, hoch oben unter der Zeltkuppel. Wer an den Zirkus denkt, denkt meist an einen Ort — oder besser gesagt: an die sehnsüchtige Imagination eines Ortes, an dem alle Abenteuer immer gut ausgehen. Eine tröstliche Vorstellung.

Doch dem Zirkus und ganz besonders dem zeitgenössischen Zirkus wird diese Idee nicht gerechnet: 450 traditionelle Compagnien gibt es allein in Deutschland, dem »zirkusreichsten« Land in ganz Europa. Dazu kommen freie Ensembles und Künstler*innen in der Szene. Und die Sparte etabliert sich — in Köln nun auch mit einem weiteren Festival.

»Zeit für Zirkus«, 2019 vom französischen Netzwerk Territoires de Cirque gegründet, zeigt im November über 220 Aufführungen in rund 50 Ländern. In Köln eröffnet das Festival im Filmforum NRW mit dem Dokumentarfilm »About Julian Vogel« über einen Schweizer Zirkuskünstler. Die beiden Herausgeber*innen Tim Behren und Jenny Patschovsky geben einen kleinen theoretischen Aufschlag mit der Vorstellung ihres kürzlich erschienenen Buches »Circus in flux«.

Danach geht es  artistisch weiter: In »My Body is your Body« konfrontiert die Performance-Gruppe Overhead Project das Publikum mit seiner Rolle als Zuschauer*innen und hinterfragt unsere Sicht auf Körper und geschlechtsspezifisches Verhalten (Tanzfaktur, 7. / 8.11., 20 Uhr). »Luftige Kurzgeschichten« über das Alleinsein und manchmal Nicht-allein-sein-wollen erzählt das 2003 gegründete Flugtheater Angels Aerials (Theater unter der Brücke, 8. / 9.11., 18 Uhr). Und das »make a move collective« nimmt das Publikum in ihrem Projekt »moving spaces« mit zu einem Parcour durch die Stadt und eröffnet mit übersprudelnder Energie neue Möglichkeiten sich durch den urbanen Dschungel zu bewegen (Comedia, 12.11., 15 Uhr).

Unsere persönliche Empfehlung: Das Stück »Runners« der Kompanie Hippana.Maleta. Zwei Jongleure werden von einem Musiker durch eine Reihe von Spielen und Experimenten getrieben, während sie auf zwei unerbittlichen Laufrädern laufen und laufen und nicht herunter können. Die Performance (Latibul, 9.–11.11., 20 Uhr) beschäftigt sich mit der Evolution des menschlichen Ganges und der Frage, was uns eigentlich dazu bringt, immer weiter zu gehen.

zeitfuerzirkus.de