Wagt den Sprung an die Plattenteller: Toni

Antonia Schumann

Kölner Clubmenschen erzählen was sie gerade begeistert

»Ich stand sehr viele Jahre nur vor der DJ Booth und nicht dahinter, habe so viele unendliche schöne Nächte dort verbracht. Wenn ich es schaffe, dass wenigstens einmal jemand mit so einem Gefühl aus dem Laden geht, wie ich nach so vielen Nächten, dann habe ich das gefunden, was ich beim Auflegen suche.« Sympathischer kann man den eigenen Mission Call kaum formulieren als Antonia Schumann, von allen nur Toni genannt.

Zumal sie auch noch kokett nachschiebt, dass sie vor allem auf­grund von Prokrastination vor einer Prüfung den Sprung ins Booth gewagt hat. Role Models hat Toni keine, aber eine klare Anspruchshaltung an sich selbst und die ­Kolleg:innen: »Ich schätze es sehr, wenn sie ihre Position nutzen, um auch sozialpolitisch aktiv zu werden. Heißt für mich auf Missstände in unserer Szene aufmerksam machen, sie proaktiv versuchen zu minimieren und sich klar positionieren. Ich finde sogar, dass man als eine klare Verantwortung hat, sich nicht nur musikalisch in dieser Szene zu bewegen, sondern diese auch zu besseren Ort für alle zu machen.«

Was war die beste Party des vergangenen Jahres für sie? »Als Gast war es für mich definitiv das All-Night-Long von Epikur im Jaki. An dem Abend war einfach alles perfekt. Die Musik, die Stimmung, meine liebsten Menschen waren dabei. Nadja und Eddie sind einfach super sweet und bringen so viel Energy mit! Ein weiteres High­light war für mich der 36h Rave im Gewölbe. Das Feedback, das ich danach bekommen habe, war einfach unfassbar schön. Ich durfte den ganzen Abend kuratieren und habe mich dazu entschieden, ein Flinta-only Line-up zu planen. Ich habe das so ein bisschen als Statement gesehen für alle von cis Män­nern dominierten Line-ups und alle Booker (ich gendere mit Absicht nicht), die gerne mal mit Ausreden kommen wie: Aber es gibt doch gar nicht so viele Flinta-Personen, die auflegen. Deshalb einmal: Es gibt so viele tolle Flinta. Also beschäftigt euch gottverdammt damit und dann werdet ihr auch fündig. Eure Ausreden ziehen einfach nicht mehr.«

1 Suki & Sniper1, »Purple Haze« (Holding Hands)

Der Track wurde im November 2021 als Teil von der »Rhythm Export EP« auf dem Label Holding Hands veröffentlicht: durchweg energetisch und für den Floor gemacht. Ich liebe den schlichten Groove der ganzen Platte. Während ich den Track höre, fühle ich mich direkt zurückversetzt in den Festivalsommer 2022.

2 MYKI, »Bleeding Tooth« (Step Ball Chain)

Die »Delenya EP« wurde ebenfalls schon letztes Jahr veröffentlicht, aber »Bleeding Tooth« ist immer noch einer meiner absoluten Favo­riten. Super uplifting, die Drums geben so viel Energy in den Track. Wenn ich »Bleeding Tooth« höre, muss ich direkt an ein treibendes, groovy Warm-up Set denken.

3 Fio Fa, »In Effect« (Radiant Love IWD Comp)

»In Effect« war auf der »Radiant Love IWD Comp« von 2020, welche anlässlich des International Women Day veröffentlicht wurde. »In Effect« war wichtig für mich in der letzten Zeit, denn genau dieser Sound hat mich motiviert, nach so langer Zeit des Mich-Davor-Drückens und Mit-Mir-Haderns, dann doch mit dem Auflegen anzufangen.

4 Explicit Joy, »Aqua Mania« (Unrestricted Purpose V/A Compilation)

Explicit Joy ist Teil des Cassiopeia Kollektivs aus Australien. »Aqua Mania« ist irgendwie düster, aber auch uplifting und treibend. Für mich auf jeden Fall absolut passend für jeden Dancefloor und ­definitiv ein Track, den ich bei ­potenziell zukünftigen Gigs im Gepäck hätte.

5 Echo & the Bunnymen ­ »The Killing Moon«

Einer meiner absoluten Lieblingstracks. Ich finde es so krass, wenn man einen Song schon so lange hört und bemerkt, dass es immer bestimmte Lebensphasen gibt, in de­nen man zurück zu ihm kommt. Auf der einen Seite finde ich schön, wie viele Emotionen dann dadurch in ei­nem selbst hochbrodeln. Andererseits kann genau das aber auch über­wältigend und überfordernd sein.