Nicht nur abends ein lohnender Blick: CO3

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Der Off-Space CO3 zeigt Kunst aus dem Nahen Osten, aber nicht ausschließlich

Klein, aber oho: Auf der Größe eines studentischen Standard-WG-Zimmers, dafür mit einer großen Fensterfront ausgestattet, stellt Leila Cheraghi im CO3 Kunst aus. Die in Teheran geborene Managerin betreibt das CO3 im Nebenjob: »Ich habe erst kürzlich meine Stunden verringert, um hier mehr Zeit investieren zu können.« Dabei ist sie schon länger um Kulturaustausch bemüht. Seit 2019 ist sie Teil der Conmidea e.V, einem eingetragenen Verein, der sich um Kunst und Kultur der MENA-Re­gion (Naher Osten und Nordaf­rika) bemüht. Aus dieser Arbeit heraus sei der Wunsch nach einem eigenen Ort erwachsen.

So entstand im Januar 2021 das CO3 am Thürmchenswall, Ecke Unter Kahlenhausen. Das große Schaufenster verleiht dem Raum die Anmutung eines Guckkastens, die Ausstellungen können in der Regel von außen betrachtet werden. So fiel Passant*innen im September »the city is us« ins Auge: Fotografien, teilweise auf digitalen Screens vergrößert, zeigen hier Street-Art. Einige Werke erkennt man als Kölner*in wieder. Es sind »Schmierereien« aus der Domstadt — von der Ulrepforte bis nach Ehrenfeld. Andere Graffitos sagen einem auf den ersten Blick wenig, ihr Bildinventar besteht aus dem Ayatollah oder Kommentaren zum islamischen Regime im Iran. Sie alle entstammen den Straßen Teherans.

Was auffällt: Hüben wie drüben stellen sie mal explizit, dann wieder indirekt die Frage, wem ­eigentlich der öffentliche Raum und die Stadt gehöre. Der Gestus der Street-Art ist zum Verwechseln ähnlich. Genau dies war auch das Anliegen Cheraghis: »Ich wollte zeigen, dass es neben dem Bild des Westens, das eben geprägt ist von der politischen Lage im Iran, es auch ein anderes Teheran gibt. Dass dort auch die einfachen Leute Kunst machen.«

Dennoch soll CO3 kein iranischer Kulturort sein, sondern sich noch viel offener gestalten. Demnächst wartet eine Ausstellung mit Kunst aus Südostasien. Cheraghi wolle sich eben nicht eingrenzen, dementsprechend stehen auch immer wieder kleinere Konzerte auf der Agenda: »Ich will die Schwellenangst, die viele Menschen bei Galerien oder Museen empfinden, nehmen. ­CO3 steht jedem offen.« Dafür müsse man viel unbezahlte Arbeit reinstecken. Diese mache sich aber bezahlt, wenn Menschen sich ins Viertel, abseits der Kulturknotenpunkte, verirren.


CO3, Thürmchenwall 66, 50668 Köln,
co3art.com