Intersektional, dekolonial, marxistisch: Das Team vom »Posse Mag«

Ein Magazin als Zusammenschluss

Die Kölner Literaturzeitschrifr Posse Mag bezieht politisch Position

Der englische Begriff »Posse« bedeutet mehr als nur eine Gang, es ist »eine Gruppe von Freund*innen oder Verbündeten, die sich für ein gemeinsames Ziel zusammentun.« So schreibt es jedenfalls das Team vom Posse Mag in seiner ersten Aus­gabe, die gerade erschienen ist. Das dreiköpfige Team versteht das Kölner Literaturmagazin als Zusammenschluss und Plattform für den Austausch von Ideen; »für intersek­tionale, dekoloniale und marxistische Positionen; für kritische wie utopische Perspektiven« und begrüßt einen auf der ersten Seite mit »Dear Comrades« — »Liebe Genoss*innen«.

»Patterns of Pleasure« ist diese Ausgabe betitelt und die Lust ist dabei denkbar weit gefasst. Um Begehren geht es in vielen dieser Texte, aber auch um die Lustlosig­keit und Erschöpfung als dominan­te Empfindung in unserer kapi­talistischen Gegenwart, um die ­ge­meinsame, feministische Erfahrung der Selbststilisierung von weiblichen Personen als magische »Hexen« und um die Lust an gutem Essen. Sie fände es schade, das »gute Leben« der Bourgeoisie zu überlassen, sagt die Berliner Bäcke­rin, die als »Commie Cakes« Torten mit politischen Botschaften von bell hooks und Karl Marx verziert.

Über all dem steht aber die Lust am Text. Besonders interessant werden die Texte immer dann, wenn sich die Autor*innen so behutsam an ihr Sujet herantasten, als könne das nächste Wort bereits einen Fehltritt abbilden. So wird aus einem Lesetext eine gemeinsame Erkundung der Potenziali­täten und Grenzen von Sprache. »There are ghosts in every text I write«, schreibt Alex Tria in einem Text, in dem sie versucht, Schreiben als körperlichen Akt zu rehabilitieren. Und Evie Reckendrees verweist auf Farben und Musik, wenn sie den Zustand beschreibt, in dem ihr Kopf frei von Anrufungen ist. »Rege ist sie (die Liebe), nur / Lyrik wirds nie«, schreibt Philip Meinert über ein Problem von Liebesgedichten. Weniger interessant sind dagegen die Versuche, mit den etablierten Großdenkern ein Thema zu ergründen, um zur gleichen Conclusio wie diese zu kommen. Aber zum Glück sind diese Texte in der Minderheit.

Das Posse Mag füllt damit eine Lücke: Texte, die mithilfe von Theo­rie versuchen, Alltag und Subjektivität zu ergründen. Mehr davon, bitte! 

Katharina Stahlhofen, Anna Freytag, Victoria Parker: »Posse Mag: Patterns of Pleasure«, 138 Seiten, 12 Euro. Erhältlich bei Buchhandlung Bittner, Funk Magazine, Siebter Himmel sowie auf posse-mag.com