Vorreiter am Ebertplatz: LABOR

Testreihen am Ebertplatz

Das LABOR untersucht Kunst gerne im Dialog. Ein Porträt

Die Ebertplatzpassage gilt heute als einer der lebendigsten und aufregendsten Kunstorte Kölns. Mittendrin, quasi im Epizentrum, logiert als Keimzelle das LABOR. Vor 17 Jahren hatten die beiden Künstler Michael Nowottny und Gerd Mies eines der leerstehenden Ladenlokale in der damals noch heruntergekommenen, dunklen Zeile angemietet, um dort ihr Atelier und einen Projektraum einzurichten. Tatsächlich sollte sich diese Standortwahl für den gesamten Platz, der lange von der Stadtgesellschaft vernachlässigt wurde, als Segen erweisen.

Nach dem LABOR eröffneten drei weitere Kunsträume, die heute unter Gemeinde Köln, Gold + Beton und Mouches Volantes geführt werden. Die Mietparteien — im »Brunnen e. V.« zusammengeschlossen — müssen mittlerweile darauf achten, dass es nicht zu voll und zu laut wird. Mit Rücksicht auf die Anwohner*innen legen sie wohlweislich bestimmte Eröffnungen, Performances und Aktionen nicht auf den gleichen Termin. 2013 wurde in der Projektgalerie LABOR nochmals eine neue Ära eingeläutet, als die beiden Gründer das Team um fünf weitere Künstler*innen und Kurator*innen, einen Vorstand und einen Förderverein erweiterten. Seitdem planen und realisieren die sieben Laboranten das Programm für den experimentellen Ausstellungsraum. Wenn sie nicht selbst kuratieren, laden sie Gäste ein. Ihr Konzept ist offen, aber nicht beliebig: Eines der Markenzeichen sind die dialogisch angelegten »Tandem«-Projekte. »Wenn wir zwei Positionen zu einem Thema ausstellen, entsteht eine gewisse Spannung, die wir sehr mögen«, erklärt Nowottny. So ­beispielsweise, wenn sich Alt und Jung begegnen wie im November die Skulpturen von Hermann Mies (*1929) und Arvid Jansen (*1996). Schon der provokante Titel »The Perfect Age« wirft Fragen zu Zeitgeist, Zeitlosigkeit und Altersdiskriminierung auf.

Der Austausch mit dem Publikum ist dem vielstimmigen Team sehr wichtig. »LABOR ist ein Ort, wo man sich über Kunst unterhält«, betont eine der Laboranten, die Psychologin Judith Behmer. »Mich interessiert die Wirkung von Kunst, das was die Menschen an Kunst bewegt.« Im Januar wird man sehen und vergleichen können, wie unterschiedlich Künstler*innen mit abstrakten Formen arbeiten. Das Ausstellungsprojekt mit den beiden Kölner*innen Ines Hock und Rainer Fuchs (ab dem 6. Januar) wird bestimmt wieder für Gesprächsstoff sorgen — unter-, ober- und außerhalb des Ebertplatzes.