John Jeremiah Sullivan: »Vollblutpferde«

Stadtrevue liest

Die Texte von John Jeremiah Sullivan schlagen gerne Volten, auch wenn sie, wie hier, von einem persönlichen Schicksal ­erzählen. Am Todesbett seines Vaters, eines Sportjournalisten, erwacht Sullivans Faszination für den Pferdesport, er stürzt sich daraufhin in die Welt von millionenschweren Pferde­auktionen, den Absurdi­täten der Zucht und des Kentucky Derbys, das Sullivan zu ­einer Meditation über die Landschaft seines Heimatstaats inspiriert.

Zwischendurch brechen immer wieder Erinne­rungen an seinen Vater hervor und ihre Beziehung zeigt ­neben Enttäuschungen auch, wie sich Vater und Sohn über das ­jour­na­listische Schreiben einander ähnlich werden. Dabei flicht ­Sullivan immer wieder das Zeitgeschehen ein: 9/11, den Krieg gegen den Terror, der Aufstieg des Rechtspopulismus. In Details den Blick aus Ganze zu ermöglichen, ist die hohe Kunst der Reportage und kaum jemand kann dies so gut wie John Jeremiah Sullivan.

Suhrkamp, 272 Seiten, 24 Euro