Auf den Schultern von Pionierinnen: Delia Jarrett-Macauley; Foto: Facundo Arrizabalaga

Selbstermächtigung durch Bildung

Delia Jarrett-Macauley erzählt die Geschichte ­Schwarzer Bildungspionierinnen

Als die Wissenschaftlerin und Autorin Delia Jarrett-Macauley 1968 erstmals die Hallen des Bedford College in London betritt, begibt sie sich auf die Spuren ihrer couragierten Vorgängerinnen: der­jenigen Frauen, die aufgrund von Hautfarbe und Geschlecht ihr Recht auf Bildung erkämpfen mussten. In ihrem Essay »Die Frauen von Bedford« beschreibt die britische Autorin, welche Wirksamkeit es hat, wenn insbesondere Schwarzen Frauen der Zugang zur Bildung gewährt wird.

Das Bedford College ist einer dieser historischen Orte. 1849 von Elizabeth Jesser Reid gegründet, gilt es als erste Einrichtung Großbritanniens, die Frauen eine höhere Bildung ermöglichte. Delia Jarrett-Macauley würdigt in ihrem Essay zwei einflussreiche Schwarze Frauen, die das Bedford College besuchten: die Abolitionistin Sarah Parker Remond und die Verlegerin Margaret Busby. Bereits 1826 im amerikanischen Massachusetts geboren, wurde die Aktivistin Sarah Parker Remond aufgrund ihrer Hautfarbe mehrfach von Bildungseinrichtungen ausgeschlossen, bevor sie sich 1859 als eine der ersten Schwarzen Frauen am Bedford College einschrieb. Ein Jahrhundert nach ihr besuchte auch die in Ghana geborene Margaret ­Busby das College, um englische Literatur zu studieren. Nach ihrem ­Abschluss gründete sie als erste Schwarze Frau in London ein Verlagshaus und veröffentlichte 1992 die Anthologie »Daughters of Africa«. Der vielstimmige Sammelband gilt als ­Pionierarbeit und porträtiert in unterschiedlichen Textformaten das Leben von  Autor*innen afrikanischer und afro-diasporischer Herkunft. 2019 erschien der Folgeband »New Daughters of Africa« mit weiteren 200 Schwarzen Schriftsteller*innen aus dem ­vergangenen Jahrhundert.

Eine Auswahl an Essays, Gedichten und Kurzprosa des Folgebandes wird in diesem Jahr von der Literaturreihe »Stimmen Afrikas« in deutscher Übersetzung herausgegeben. Im »Black History Month« stellt die Veranstaltungsreihe viele der Schwarzen Frauen vor. Darunter auch Delia Jarrett-Macauley und ihren Text über »Die Frauen von Bedford«. Denn die Tochter sierra-leonischer Eltern ist selbst eine Wegbereiterin: Neben ihrem außerakademischen Engagement leitete die Literaturwissenschaftlerin die ersten Black-Women’s-Studies-Kurse an der University of Kent.