Ein Stück Schweden: Das Gotland-Haus

Alter Schwede

Die Stadt wollte die ehemalige Kita Gotland abreißen. Nun entsteht dort ein sozio-kulturelles Zentrum

Eineinhalb Jahre stand es leer, dann kam gleich Diplomaten-­Besuch: Anfang Februar besuchte der schwedische Botschafter das sogenannte »Schwedenhaus« im Volksgarten. »Da ist für uns greifbar geworden, dass das Gebäude eine Zukunft hat«, sagt Ela Lichtenberg. Sie steht dem Verein Gotland vor, ohne den es das Holzhaus im schwedentypischen Falunrot wohl nicht mehr gäbe.

Die Stadt Köln wollte das Haus abreißen. Mitte 2021 hatte man die letzten Kinder aus dem Kita-­Betrieb, für den es Jahrzehnte genutzt worden war, verabschiedet. Der a sah nur eine Nutzung als Kita vor, eine Sanierung sei zu teuer, argumentierte die Stadt, und bezifferte die Kosten auf 560.000 Euro. Auch private Träger winkten ab, zumal ein Ausbau nicht möglich war, weil das Haus im Landschaftsschutzgebiet steht.

Zuerst regte sich in der Bezirkspolitik Widerstand. »Wir haben alle Register gezogen. Ein Abriss wäre eine Schande gewesen«, sagt der grüne Bezirksbürgermeister Andreas Hupke. Im März 2021 sprach sich die BV Innenstadt einstimmig für den Erhalt aus. Im Anschluss gründete sich der Verein Gotland, um das Schwedenhaus zu retten. »Ich glaube, nicht allenMenschen in der Stadtverwaltung war klar, welche Bedeutung dieses Gebäude hat und wie viele Menschen sich ihm verbunden fühlen«, sagt Ela Lichtenberg.


Nicht allen Menschen bei der Stadt war klar, welche Bedeutung dieses Gebäude hat
Ela Lichtenberg, Verein Gotland

Das änderte sich. In einer Aktuellen Stunde der BV Innenstadt ­Anfang 2022 berichtete die schwedische Honorarkonsulin eindrücklich von der Geschichte des Hauses. Das schwedische Rote Kreuz hatte es gestiftet, um nach dem Zweiten Weltkrieg humanitäre Hilfe in Deutschland zu leisten. Vor allem Kinder erhielten dort Essen. »Die Sitzung war sachlich und gleichzeitig hochemotional«, sagt Bezirksbürgermeister Hupke. In der Verwaltung habe ein Umdenken eingesetzt. Stadtkonservator Thomas Werner hatte sich ursprünglich dagegen ausgesprochen, das Schwedenhaus zum Baudenkmal zu machen. Ende 2022 stellte die Stadt es dann aber doch unter Denkmalschutz. Damit ging ­einher, dass es anders genutzt werden kann.

Die BV Innenstadt beschloss Ende 2022 eine Direktvergabe an »Gotland«, der Verein hatte ein Konzept für ein sozio-kulturelles Zentrum vorlegt. Im Januar wurde die Übergabe des Gebäudes beschlossen, ein Erbbaurechtsvertrag soll folgen. Derzeit befindet sich der Verein im Austausch mit der Stadt, das Gebäude wird wohl für 80 Jahre zu niedrigem Zins zur Ver­fügung gestellt.

»Wir möchten erst sicher sein, dass wir leisten können, was wir versprechen«, sagt Ela Lichtenberg. Gotland rechnet mit Kosten von 450.000 Euro. Man könne aber mit 250.000 Euro schon starten, die der Verein durch Fördermittel und Spenden finanzieren will. Entstehen soll ein Begegnungsort im Veedel für alle mit Atelier, Küche und Räumen für Bewegung und Musik. »Wir wollen Menschen zusammenführen und stehen damit auch in der Tradition dieses Hauses«, sagt Lichtenberg. Wunschtermin für die Eröffnung: Midsommar. Das Fest zur Sommersonnenwende ist in diesem Jahr am 24. Juni.