Darf es ein bisken mehr sein? Der Arno Breker Brunnen

Kitschige Nazi-Erben

Arno Breker Brunnen

Was verbinden Sie mit den furchtbaren Verbrechen des NS-Regimes und Nazi-Deutschlands? Die ­Shoah? Konzentrationslager? Krieg? Auch an die Architektur kann man denken: Die gigantoma­nischen Ideen einer Reichshauptstadt Germania und der vielen kleinen Ableger des Monumental-Moderne-Stils, wovon zum Beispiel das Uni-Hauptgebäude zeugt. ­Andererseits die ganze 50er- und 60er-­Architektur, die auf den Trüm­mern des zerstörten Kölns errichtet wurden.

Und in der Mitte dieser Stadt, da kommt das alles zusammen: im Gerling-Quartier. Dort tobte sich der »gottbegnadete« Architekt und Bildhauer Arno Breker nach dem Krieg aus. Vom Sohn des Firmengründers Hans Gerling beauftragt, erschuf Breker eine Quar­tiers-­Vision, die nicht allzu weit von Nürn­berg und Ger­mania entfernt war. Die hellen Muschelkalk-­Fassaden des Friedrich-Wilhelm-Gebäudes, des Gerling-Hochhauses und der anderen Gebäude verblen­den einem fast den Blick auf den Monumental-Stil, der hier locker durchgezogen wurde. Schick sollte es sein und in die ganze Welt ausstrahlen, so der Auftrag Gerlings.

Breker war indes ja nicht nur irgendwer, sondern einer der Lieb­lingskünstler Hitlers, Speers und Goebbels gewesen. Die Skulpturen und Büsten des Wuppertalers ­gaben dem imaginierten Volk der Arier ein Gesicht, mehr noch: einen Volkskörper. Es sind aus Stein geschlagene Monster, die in ihrem Wahn vom Ideal verzerrt und abschreckend wirken. Mit Speer plante er Germania und sollte das Dekorum liefern; dennoch entließen ihn die Alliierten nach dem Krieg als »Mitläufer« in die Un­schul­digkeit. Er hat wohl wirklich Berufskollegen wie Picasso vor dem KZ bewahrt. Breker kam nicht nur ungeschoren davon, er durfte bald wieder arbeiten, ließ sich in Düsseldorf nieder und bekam etliche Aufträge. Die meisten von Industriellen und Millionären, ­denen weder NS-Zeit noch Krieg Schaden zufügten. Man fragt sich bloß: Warum?

Auch für die Gerlings machte sich der gefragte Mann ans Werk. Und hinterließ der Nachwelt ein absurdes Stück Geschichte: Der Brunnen im Gereonshof ist an kitschiger Frivolität kaum zu überbieten. Da reiten Putten, gutgenährte nackte Engelchen, auf Delfinen über das Wasser vun Kölle durch ein Ensemble, das man gemeinhin »Kleine Reichskanzlei« nannte. In ihren Händen: Wasserspuckende Fische. Nein, an dieses Motiv hätte wirklich keiner im Zusammenhang mit dem NS-­Regime gedacht.