Eine der vielen Diasporastimmen: Isabel Schayani; Foto: WDR

Frau, Leben, Freiheit

Der März steht im Zeichen der Solidarität mit den Protesten im Iran

Fast ein halbes Jahr ist vergangen, seitdem die 22-jährige Jina Mahsa Amini von der iranischen Sittenpolizei festgenommen und totgeschlagen wurde, weil sie gegen das Gesetz zum Tragen eines Kopftuchs verstoßen haben soll. Seitdem kommt der Iran nicht zur Ruhe: Fast täglich demonstrieren Menschen gegen das islamistische Mullah-Regime: für die Rechte von Frauen und Minderheiten, für ­Redefreiheit, freie Wahlen und gegen Korruption und Indoktrination. Zwischen die Bilder der mutigen Demonstrierenden mischen sich Zeugnisse der Brutalität des Regimes: Bilder der Revolutionsgarde und der Menschen, die von ihnen umgebracht wurden.

Für Journalist*innen ist es schwer, aus dem Land zu berichten; die Bilder werden hauptsächlich von der iranischen Diaspora in Europa über Social Media verbreitet. Die Rolle der Diaspora ist auch Thema bei der Eröffnung der diesjährigen Litcologne: Was kann sie bewirken, wenn die west­lichen Regierungen ihre Forderun­gen ignorieren? Und wie stellen sie sich den Iran vor, wenn das Mullah-Regime einmal besiegt worden ist? Darüber sprechen am 1.März unter anderem die Journalistin Isabel Schayani, der Schriftsteller Navid Kermani und die ­Autorin Asal Dardan.

Seitdem die Islamisten 1979 an die Macht gekommen sind, ­haben sich immer wieder Frauen gegen die patriarchale Gewaltherrschaft im Iran gewehrt. Die Journalistin Golineh Atai hat den Iran mit fünf Jahren gemeinsam mit ihren Eltern verlassen. Für ihr Buch »Iran — die Freiheit ist weiblich« hat sie neun dieser Frauen porträtiert. So erzählt die langjährige Fernsehkorrespondentin von der Tochter eines Geistlichen, die mit dem Regime bricht, als ihr das Erbe ihres Mannes verweigert wird, der als »Märtyrer« gefallen ist. Auch die Hoffnungen der Grünen Bewegung von 2009 sind immer wieder ein Thema und trotz aller Enttäuschungen ist beeindruckend, wieviel Mut die porträtierten Frauen aufbringen können. Atai stellt ihr Buch am 14. März in der Stadtbibliothek vor.

Eine andere iranische Perspektive präsentiert zwei Wochen später am gleichen Ort Mohsen Banaie. Der gebürtige Iraner, der seit 1985 im Exil lebt, ist für sein Buch »Israel auf iranisch« durch Israel gereist, und erzählt darin, wie er sich durch diese Reise von Feindbildern und Vorurteilen löst, mit denen er und viele andere Men­schen im Iran aufgewachsen sind.