Innovative Kameratechnik: »On Any Sunday«

Geschmäcker des Lebens

Hommagen an Kritiker und Fernsehshows

Wenn ich hier als erstes Howard Hawks’ »Rio Bravo« (1959) nenne, dann nur, weil der Filmclub 813 ihn in memoriam Hans Schifferle zeigt. Mir wären da andere Titel eingefallen, aber warum soll man an den dauernd als Exzentriker missverstandenen Schwärmer der BRD-Filmkritik nicht auch mal mit einem der kanonischsten aller Western erinnern? Und wenn einem »Rio Bravo« doch zu brav ist als Gedenkwerk, dann kann man sich ja innerlich die Vorführung von Bruce Browns Motorradsport-Meisterwerk »On Any Sunday« (1971) entsprechend umwidmen — Schifferle vergötterte Motorräder, besaß Dutzende von Sammlerstücken, mit denen er bei Liebhaberveranstaltungen auch auftrat, und wollte immer ein Buch über Motorräder im Kino schreiben.

Besonders hingewiesen sei außerdem noch auf eine Vorführung am 22. April, bei der die bundesdeutsche Erstaufführungsfassung einer weltfilmhistorisch extremst folgenreichen Mischung aus britischem Kolonialabenteuer, Samurai-Spektakel und »Triumph des Willens« zu sehen ist. In Finnland hat der Film einen sehr speziellen Kult provoziert, da seine Heldin sich in der letzten Szene mit dem Geschmeide eines lokalen Künstlers ziert. Und jetzt fragen sich alle: Was zum Teufel spielen die da? Einfach hingehen und selber rausfinden.

Das Japanische Kulturinstitut bringt im April eine Reihe zum Thema Medien (im aller-aller-allerweitesten Sinne) an den Start, vorausschauend auf die Internationale Photoszene Köln im Mai, während der eine Ausstellung mit Fotos von Hatakeyama Naoya im Museum für Ostasiatische Kunst gezeigt wird. Nun denn. Beim Blick auf die Auswahl erfreuen allerdings so einige Titel, allen voran: Izutsu Kazuyukis »Nodo jiman« (1999), eine Hommage an die beliebte gleichnamige Fernsehshow, in der jede Woche Amateure aus Kleinststädten alle möglichen ­Arten von Liedern zum Besten geben. Japanischer als »Nodo jiman« wird es selten, weil so unendlich viel Alltagskultur darin sichtbar wird — keine Show etwa ohne exakteste Beschreibung einer Spezialität der ortsspezifischen Küche. Viele ­Filme in diesem Programm sind wunderbar — etwa Takita Yôjirôs »Comic Magazine« (1986), Sômai Shinjis »Tokyo Himmel« (1990) sowie Morita Yoshimitsus »Haru« (1996) —, aber den Geschmack des Lebens, den fängt nur »Nodo jiman« ein. Eintritt wie immer frei!

Infos: filmclub-813.de, jki.de