Zur Kenntlichkeit entstellt: Alexander Skarsgard, Mia Goth © courtesy of NEON and Topic

Infinity Pool von Brandon Cronenberg

Brandon Cronenberg zeichnet eine Welt, in der Reiche kein Gesetz zu fürchten haben

Ob es nur mit den durch Corona erschwerten Produktionsbedingungen zu tun hat, dass gerade verstärkt Filme und Serien entstehen, die auf einer Insel spielen? Dass viele dieser Filme jedoch von den Schönen und den Reichen erzählen und das fast schon sprichwörtlich gewordene »eine Prozent« in alles andere als gutem Licht zeigen, deutet allerdings auf andere Gründe hin.

Auch »Infinity Pool«, der dritte Spielfilm von Brandon Cronenberg, spielt auf einer Insel, dem fiktiven Land Li Tolqa. In einem luxuriösen Ressort verbringen der Autor James und seine Frau Em ihren Urlaub. Wer in dieser Beziehung die Hosen anhat, wird schnell deutlich: Em hat Geld und James ist darauf angewiesen, denn mit dem Schreiben klappt es nicht mehr so recht. Da kommt die Abwechslung, die das flirtfreudige Paar Gabi und Alban anbieten, gerade recht. Doch ein Ausflug aus dem streng bewachten Ressort endet mit einem tödlichen Unfall. Und die Regeln auf der Insel sind hart: Blutrache. Doch für den Unfallverursacher James gibt es einen Ausweg.

Wer das nötige Kleingeld hat, kann sich — auf überraschende und bizarre Art und Weise — freikaufen und entsprechend fahrlässig agieren. Was hier bedeutet, sich exzessiven Sex- und Gewaltphantasien hinzugeben, psychedelische Drogen dürfen natürlich auch nicht fehlen. Ohne Rücksicht auf Verluste agieren James und Co. in der Folge, so wie Reiche es zumindest in dieser Art von Film zu tun pflegen. Ganz zeitgemäß mutet Brandon Cronen­bergs Blick auf das Inselverhalten des einen Prozent also an, so wie es zuletzt auch »Triangle of Sadness« oder »White Lotus« durchdekliniert haben, mit Abstrichen auch »The Menu« oder »Glass Onion«.

Auch Cronenberg macht es sich ein bisschen einfach, zeigt auf stilistisch zwar oft originelle, aber auf Dauer auch ermüdende Weise die Folgen eines Lebens ohne Verantwortung, ohne dabei Subtexte mitschwingen zu lassen wie sein berühmter Vater David. Am Ende bleiben die Performances von Mia Goth und vor allem Alexander Skarsgard in Erinnerung, der nach »The Northman« erneut, wenn auch auf ganz andere Weise, mit vollem Körpereinsatz agiert, als wolle er das letzte bisschen »True Blood«-Teenidol exorzieren. 

USA 2023, R: Brandon Cronenberg, D: Alexander Skarsgard, Mia Goth, Cleopatra Coleman, 118 Min.