WEHR51: Unsere Beziehung zur Natur neu denke; Foto: Jens Standte

Einen Baum bestatten

WEHR 51 startet ein groß angelegtes Nachhaltigkeitsprojekt zu den vier Elementen und ihrem Verhältnis zum Menschen

»Mein Freund der Baum ist tot«, sang Alexandra 1968. WEHR 51 möchte ihm die letzte Ehre erweisen. Der Zusammenschluss von Künstler*innen verschiedener Disziplinen und die Leiterinnen Andrea Bleikamp und Rosi Ulrich lieben experimentelle Herangehensweise an gesellschaftspolitische Themen. Ihr neues Projekt »4Life« ist eine Reihe, die die Verbindung zwischen dem Menschen und seiner Umwelt ergründet und einen Zeitraum von vier Jahren umfasst: jedes Jahr ein anderes Element. Ein Mammut­projekt.

Die Idee dazu kam Andrea Bleikamp schon vor sechs Jahren: »Ein Bekannter, der Schreiner ist, hatte einer Fällung eines großen Baumes im Regenwald beigewohnt, was wohl eine wahnsinnige Geräuschkulisse mit sich zieht. Das hat mich inspiriert«, erzählt sie. »Nach und nach entstand der Gedanke, einen Zyklus unter den Vorzeichen der Nachhaltigkeit ­daraus zu entwickeln, der die vier Elemente mit einbindet und ­damit die Natur ganzheitlich zu verstehen.«

Mitte März fand über sechs Tage ein »Kick-off-Labor« für den ersten Teil des Zyklus statt, der sich mit der Erde befasst. Dazu ­gehörten Vorträge zu Wald und Bäumen, Konzerte, Fotoausstellungen, Diskussionsrunden und Workshops. All das Erlebte und Gelernte führt im Mai nun zum Herzstück des diesjährigen Projekts: einer großen Eiche, die vom 9. bis zum 23. Mai im Rautenstrauch-Joest-Museum aufgebahrt wird. »Der Baum ist der Symbolträger für das Element Erde. Er musste ohnehin gefällt werden, nicht extra für uns«, sagt Andrea Bleikamp. In einer long duration performance wird die Eiche Stück für Stück auseinandergenommen. »Die Inszenierung als Leichnam soll die Stellung der Natur als Lebewesen verdeutlichen«, sagt Bleikamp. »Wir möchten dazu anstoßen, diese Beziehung neu zu denken und auch die Frage nach den Rechten dieser Lebewesen aufwerfen. In den zwei Wochen sollen in dieser Nähe Dinge erkennbar werden, die man sonst nicht bemerkt.«

Die einzelnen Bestandteile sollen wiederverwertet werden, zum Teil auch für die kommenden Performances, sodass der ­Zyklus am Ende komplett wird. 2024 kommt das Wasser an die Reihe, der Rhein wird dabei eine große Rolle spielen. Die ­Aussicht auf eine interessante künstlerische Konstante für die nächsten Jahre ist damit schon mal ­gesichert.