Lieber hier stehen als im Stau: ehemaliger Fähranleger in Niehl

Hätte, könnte, Fähre

Eine Initiative hat Pläne für eine ­Fähre zwischen Niehl und Stammheim

Der Rhein wird in Köln oft besungen, verkehrspolitisch ist er aber ein Problem. Die täglichen Pendlerströme sollen schneller und am besten klimafreundlich von einem Ufer ans andere gelangen, längst sind die Brücken überlastet. Während man über ein Seilbahnsystem und Wasserbusse diskutiert, greift der neue Verein »Fährkultur Köln-Nord« eine alte Idee wieder auf: einen Fährbetrieb zwischen Niehl und Stammheim, wie es ihn schon vor rund 150 Jahren gab. Doch als 1965 die Leverkusener Rheinbrücke eröffnete, gingen die Passagierzahlen immer weiter zurück und der Betrieb wurde zwei Jahre später eingestellt. »Heute müssen wir den umgekehrten Weg gehen«, sagt Max Dembour von Fährkultur Köln-Nord. »Wir wollen die Leute von der Straße zurück aufs Wasser ­holen.« Mit der Fähre ließen sich rund 200 Tonnen CO2 jährlich einsparen, sagt Dembour, der bei Ford in Merkenich gearbeitet hat und die Pendlerströme kennt. »Mittlerweile kommen zwar viele mit dem Rad, aber eine Fähre ins Rechtsrheinische würde noch mehr dazu moti­vieren«, sagt er. Ebenso kämen Menschen von Niehl nach Stamm­heim und von dort etwa zu den Bayer-Werken.

Dembour spricht von einem 10-Minuten-Takt in den Morgen- und Abendstunden. »Dazwischen kann es auch einen 30-Minuten-Takt geben. Wir werden einen Fahrplan haben, auf den Verlass ist.« Es gehe nicht um Ausflugsfahrten, sondern »um einen ­Beitrag zur Verkehrswende«. Doch die Idee stößt auf Widerstand bei der Stadt Köln, die ein Wasserbus-System in Köln und den Nachbargemeinden prüft. Die Idee kam schon 2015 durch den damaligen SPD-Chef Jochen Ott auf. Lange passierte nichts, dann legte die Stadt 2021 eine Machbarkeits­studie vor, in der es aber auch heißt, dass ein Wasserbus-System »bei aller Sinnhaftigkeit hoch komplex ist und sehr hohe Barrieren aufweist.«

Die Fähr-Initiative will nicht länger warten. Dembour und mehrere Mitstreiter lassen sich gerade für den Fährbetrieb aus­bilden, eine Fähre, mit grünem Strom betrieben,  sei auch schon in Aussicht. Aber da ist ein weiteres Problem: Das Stammheimer Ufer ist Naturschutzgebiet. Die rechtlichen Hürden für eine Anlegestelle sind hoch. Eine frühere Initiative hatte deswegen vergangenes Jahr aufgegeben. Fährkultur will nun mit einem »minimal-­invasiven Eingriff« eine Lösung anbieten: Auf Stelzen soll ein Steg von einem Ponton zur nächsten asphaltierten Straße führen. Die zuständigen Dezernen­ten der Stadt Köln habe man schon für Gespräche angefragt, so ­Dembour. »Unsere Pläne sind ausgereift, wir machen das mit Überzeugung.« 

Weitere Infos auf: faehrkultur.de