Gewinner mit Strüßje: Karl Alexander Mandl auf dem CDU-Parteitag

Konziliante Kante

Die Kölner CDU hat einen neuen Vorsitzenden gewählt. Wie will Karl Alexander Mandl die Partei führen?

Am Mittag des 29.März sind alle Reden gehalten und die Prominenz der Kölner CDU hat sich auf die jeweiligen Seiten geschlagen: Serap Güler (MdB), Florian Braun (MdL), und Ralph Elster (Kölner Bürgermeister) auf die des bisherigen Partei- und Fraktionschefs Bernd Petelkau; Immobilienunternehmer und Kanzler-Enkel Paul Bauwens-Adenauer auf die des Herausforderers Karl Alexander Mandl. Jetzt müssen 846 Mitglieder beim Kreisparteitag in der Kölnmesse abstimmen, wer ihr Vorsitzender wird. Gegen 14 Uhr wird verkündet: 386 Stimmen für Petelkau, 460 für Mandl. Nach elf Jahren hat die CDU Köln einen neuen Vorsitzenden. »Ich hatte im Vorfeld viel Akzeptanz und Unterstützung in den Ortsverbänden gespürt«, sagt Mandl drei Wochen danach im Gespräch mit der Stadtrevue. »Aber die Deutlichkeit des Ergebnisses hat mich dann doch überrascht.«

Vorausgegangen war ein langer Konflikt zwischen Petelkau und seinen Gegner:innen, zu denen auch Mandl gehört. Als Initiative »Zukunft Jetzt« kritisierten sie, dass die Partei im Ratsbündnis mit Grünen und Volt an Profil verloren habe. Petelkau unterbinde zudem inhaltliche Diskussionen in der Partei, die bei der Kommunalwahl 2020 nicht mehr  stärkste Fraktion geworden war. Ein erster Versuch, Petelkau abzuwählen, scheiterte im Herbst 2021 knapp. Bei der Landtagswahl im Mai 2022 verlor die CDU dann zwei von bislang drei Kölner Direktmandaten, darunter auch das von Petelkau selbst. Danach habe es Gespräche zwischen »Zukunft Jetzt« und ­Petelkau gegeben, erzählt Mandl: »Aber es war kein Wille da, einen Modus der Zusammenarbeit zu finden.« Im Dezember 2022 sei seine Entscheidung gefallen, auf dem Parteitag anzutreten: »Wenn man so viel Zeit in Veränderung investiert, will man auch eine ­Wirkung sehen«, so Mandl.

Seit etwa 15 Jahren ist der ­Diplom-Volkswirt Mitglied der CDU, schon voher war der 50-Jährige Mitglied der Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT), deren Kreisvorsitzender er ist. Nun will er als Parteichef vor allem das Profil der Partei schärfen: »CDU pur« war sein Slogan im Wahlkampf.

Das klingt nach klarer Kante, aber im Gespräch präsentiert sich Mandl oft konziliant. »Menschen müssen so mobil sein, wie sie es für sich richtig erachten«, antwortet er etwa auf die Frage nach seinen verkehrspolitischen Vorstellungen. Anstatt den Autoverkehr in Köln zu beschränken, sollen Menschen von sich aus auf Bus und Bahn umsteigen: »Verbote ­gehen zu Lasten des sozialen ­Friedens.« Dafür müsse allerdings die KVB attraktiver werden, beispielsweise durch einen Tunnel unter dem Neumarkt.

Es ist ein Muster, das sich im Gespräch öfters zeigt: Mandl gibt sich offen für Veränderungen, solange sie den Status quo nicht allzu sehr stören. Um die Wohnungsnot zu bekämpfen, sollen neue Bauflächen ausgewiesen werden. Aber anstatt dort nur Mehrfamilienhäuser zuzulassen, die mehr Wohnfläche pro Grundstück bieten und energieeffizienter sind, will Mandl weiterhin Einfamilienhäuser erlauben. Beim Klimaschutz hält Mandl die Internalisierung von externalisierten öko­logischen Kosten für richtig, und möchte mehr Bäume pflanzen. Von Klimaneutralität bis 2035 spricht er nicht. Er redet über fehlende sozialarbeiterische Betreuung und Therapieplätze für Drogensüchtige und wie diese mehr therapeutische Konsummöglichkeiten in den Veedeln erhalten sollten, damit sie nicht zum Neumarkt fahren. Zugleich spricht Mandl sich für mehr Videoüberwachung aus und sagt: »Alle Personen, die sich nicht an Recht und Ordnung halten, müssen begreifen, dass sie in Köln nicht erwünscht sind.« Keine Experimente — so wie bei Konrad Adenauer.

Vielleicht ist »CDU pur« auch zuerst ein Signal an die eigene Partei. »Personen, die sich in der Vergangenheit nicht immer verstanden gefühlt haben, werden die Chance haben sich einzubringen«, sagt Mandl. Das gelte für den Arbeitnehmerflügel wie auch für Ex-Mitglieder der Werteunion: »Wenn das Argument stichhaltig ist, hat es eine Chance. Ansonsten nicht.« Gelegenheiten zur Diskussion wird die Partei einige haben. Bei der Kommunalwahl 2025 will die CDU eine OB-Kandidat:in aufstellen. Gibt es mehrere Bewerber:innen, sollen die Mitglieder entscheiden. Und das Wahlprogramm soll in »thematischen Diskussionsforen« erarbeitet werden: »Die Frage ist: Wie müssen wir als CDU Themen formulieren, um wieder stärkste Kraft zu werden?« Und wo sieht Mandl sich 2025? Schließlich steht vorher noch ein Kreisparteitag an. »Als Parteivorsitzender«, sagt er. »Ein Ratsmandat strebe ich zur Zeit nicht an.«