Endlich Wind bekommen: Chorweiler in der Zukunft; Foto: Zbynek Burival, unsplash

Aufwind in Chorweiler

Im Kölner Norden könnten sich bald 13 ­Windräder ­drehen. Weitere Standorte sollen folgen

Die ersten Windräder Kölns könnten in drei bis vier Jahren im Stadtbezirk Chorweiler stehen. Ende März stellte die Rheinenergie zwei Standorte vor: Entlang der A57 in Roggendorf könnten bis zu neun und in Worringen bis zu vier Windkraftanlagen gebaut werden. »Wir haben das gesamte Stadtgebiet geprüft und elf mögliche Standorte identifiziert. Unter den aktuellen gesetzlichen Regelungen haben die Flächen in Chorweiler die besten Chancen auf eine Genehmigung«, sagt Rheinenergie-Sprecher Eugen Ott. Allerdings liefen derzeit Prüfungen, die zu Anpassungen führen könnten. Die anderen neun Flächen seien auch geeignet, dort ließen sich aber weniger Windräder errichten, was wegen der nötigen Zusatztechnik aufwendiger sei. »Wir fangen im ­Norden an und wollen alle Kölner Standorte realisieren, sonst erreichen wir unsere Ziele nicht«, so Ott. Jedes Windrad könne 4000 Haushalte mit grünem Strom ­versorgen.

Nach einem Kompromiss, der 2021 zwischen Rheinenergie, Stadt und der Bürgerinitiative ­Klimawende Köln ausgehandelt wurde, muss die Energieversorgung in Köln bis 2035 klimaneutral sein. Zudem ist NRW verpflichtet, bis 2032 1,8 Prozent der Fläche für Windkraft auszuweisen. Dafür müssen die fünf Bezirksregie­rungen zügig ihre Regionalpläne ändern. Laut einer Studie des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) sind sogar 3,1 Prozent der Fläche geeignet, wenn man die noch gültige Tausend-Meter-Regel bis zur nächsten Wohnbebauung, die in spätestens zwei Jahren gestrichen werden soll, auf 720 Meter reduziert. Der Regierungsbezirk Köln könnte laut LANUV-Studie ein Viertel davon erfüllen.

Warum kommt der Kölner Vorstoß erst jetzt? Ein vor 13 Jahren in Marsdorf ausgewiesenes »Windvorranggebiet« habe zur Folge gehabt, dass Windräder an anderen Standorten nicht errichtet werden durften, so Tim Petzoldt, Sprecher der Initiative Klimawende Köln. Die Marsdorfer Fläche sei jedoch viel zu klein und völlig ungeeignet: »Das Instrument, das Windkraft ermöglichen sollte, wurde ausgenutzt, um Windkraft zu verhindern. Das war eine bewusste Handlung.« Allerdings verliert die »Windvorrangfläche« ihre Gültigkeit, sobald die Bezirksregierung im Regionalplan Windkraft-Flächen ausweist.

Mattis Dieterich, SPD-Vorsitzender von Chorweiler, hat den Eindruck, dass die meisten Menschen vor Ort die Pläne gut annähmen, nur vereinzelt gebe es Kritik. »Chorweiler wird zu Unrecht oft mit negativen Themen in Verbindung gebracht. Hier ­können wir endlich ein positives Vorzeigebeispiel sein!«. Allerdings solle auch Geld zurück in die In­frastruktur und Projekte vor Ort fließen. Die Rheinenergie hat Offenheit für Beteiligungsmodelle signalisiert.