Comeback im Fatsuit: Brendan Fraser © A24

The Whale

Darren Aronofsky verhilft Brendan Fraser zum Comeback

Was kann man von einem Film erwarten, in dem ein stark übergewichtiger, ungepflegter Mann gleich zu Beginn beim Onanieren fast einen Herzinfarkt kriegt? Eine Menge, wenn der Regisseur Darren Aronofsky heißt, der bereits 2008 Mickey Rourke mit »The Wrestler« zu einem Comeback verholfen hat.

Das klaustrophobisch-kammerspielartige Drama »The Whale« geht auf ein Theaterstück von Samuel D. Hunter aus dem Jahre 2012 zurück, das Aronofsky im engen 4:3-Format verfilmt hat. Er bereitet die Bühne für die fulminante Rückkehr von »Die Mumie«-Darsteller Brendan Fraser, der für seine Darstellung in »The Whale« zu Recht einen Oscar bekommen hat. Beschränkt auf einen Raum, in dem der Film im Wesentlichen gedreht wurde, verborgen unter einem enormen Fatsuit hat er im wahrsten Sinne des Wortes wenig Spielraum. Doch allein mit seinen Augen, seiner Mimik und seiner Stimme gelingt es Fraser, feinste Gefühlsnuancen zum Ausdruck zu bringen.

Nach seinem Beinahe-Herzinfarkt und nachdem ihm seine beste Freundin Liz, eine Krankenschwester (ebenfalls oscarwürdig verkörpert von Hong Chau), einen lebensgefährlich hohen Blutdruck attestiert hat, ist Charlie klar, dass ihm nicht mehr viel Zeit bleibt, um sich mit seiner Tochter Ellie zu versöhnen. Vor acht Jahren hat er sie wegen eines Studenten, in den er sich unsterblich ­verliebt hat, im Stich gelassen. Tragischerweise hat ihre Mutter bislang jeglichen Kontakt zwischen den beiden unterbunden.

Doch auch Ellie ist unvorstellbar wütend auf den ehemaligen Professor, der seine Wohnung nicht mehr verlässt und lediglich noch (mit ausgeschalteter Kamera) Online-Schreibkurse gibt. Charlie vermag sie zunächst nur zum Bleiben zu bewegen, indem er Ellie verspricht, ihr bei ihren Schulschwierigkeiten zu helfen. In Gesprächen mit Ellie, Liz, seiner Ex-Frau und dem jungen Missionar Thomas, der zufällig in seine Wohnung hereinschneit, lernt man einen Menschen kennen, der zwar tragischerweise sich selbst aufgegeben hat, aber mitnichten bedauernswert ist.

Schade nur, dass Aronofsky mit einem pathetisch-orchestraler Score und einem allzu theatralischen Ende ein bisschen zu dick aufträgt — weniger wäre mehr ­gewesen. 

USA 2022, R: Darren Aronofsky, D: Brendan Fraser, Sadie Sink, Ty Simpkins, 117 Min. Start: 27.4.