Milena Michiko Flašar: »Oben Erde, unten Himmel«

Ein Buchtipp der Stadtrevue

Kodokushi bezeichnet in der japanischen Umgangssprache das Sterben vereinsamter Menschen, das für längere Zeit unbemerkt bleibt. Die österreichisch-japanische Autorin Milena Michiko Flašar hat darüber einen Roman geschrieben. »Oben Erde, unten Himmel« erzählt von einer jungen Frau, die gerade dort Hoffnung findet, wo andere sie verlieren: »Es gab nichts Solideres als den Tod. Nichts Krisensichereres.« Den Job als Kellnerin hat Suzu verloren, das Studium geschmissen und die sozialen Kontakte beschränken sich auf ihren Hamster, den sie fürchtet nicht mehr ernähren zu können. In der Not beginnt Suzu bei einer Reinigungsfirma für Leichen­fund­orte zu ­arbeiten. Ausgerechnet in der Schicksalen einsam verstorbener Menschen findet Flašars Protagonistin neue Zuversicht. Liebevoll und mit trockenem Humor zeichnet Flašar ihre eigenwilligen Figuren, die ­Lebenden sowie die Toten, denen Suzu in einer namenlosen Großstadt Japans begegnet. Besonders ihr kettenrauchender Chef Sakai lehrt sie dabei respektvoll mit dem Tod und dem Leben um­zu­gehen. Flašars Roman ist ein hoffnungsvolles Buch über eine ausweglose ­Gewissheit: Unser Dasein auf Erden ist begrenzt.

Roman: Wagenbach, 304 Seiten, 26 Euro